Pier Solar and the great Architects HD – Unser Test

Schon die Erscheinungspoltik und die Geschichte zu unserem neusten Testmuster Pier Solar and the Great Architects HD ist lustig und ungewöhnlich zugleich und beherbergt viele nerdige Fakten. So feierte das 16-bit-Rollenspiel sein Debüt bereits im Jahre 2010 und erschien für Sega’s Mega Drive. Halt? 2010 und Sega Mega Drive, der Typ hat sich doch sicher verschrieben. Nein, hat er (Ich) nicht. WaterMelon erschuf dieses Werk und veröffentlichte es zum Jubiläum des Mega Drives exklusiv auf der alten Sega Hardware. Die Entwicklung nahm stolze sechs Jahre in Anspruch und weckte das Interesse der Fans nach einer HD-Version. Nach der erfolgreichen Kickstarter-Kampagne kamen knapp über 230.000 Dollar zusammen und eine HD-Version von Pier Solar and the Great Architects war gesichert. Über diese Umwege brachte WaterMelon das Rollenspiel also auch auf Xbox One – wo ich es testen durfte.

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Pier Solar and the Great Architects HD ist ein 2D-Rollenspiel der alten Schule und orientiert sich an Klassikern und Pionieren der Jrpg‘s wie Final Fantasy, Breath of Fire, Grandia oder auch Vagrant Story. Zum Start eures Abenteuers findet ihr euch als der Sechzehnjährige Held „Hoston“ in eurem Elternhaus im Dorf Roja wieder. Der Start der Geschichte stellt euch vor vollendete Tatsachen und ihr müsst mit ansehen, wie euer Vater sterbenskrank im Bett vor sich hinvegetiert. Da der Dorf-Heiler jedoch auf Reise ist, droht Hostons Vater ein ungemütliches Schicksal, gegen das scheinbar niemand etwas unternehmen kann. Helfen könnte ihm lediglich ein sagenumwobenes Kraut aus den Höhlen bei den Felsengrotten. Eure Mutter verbietet euch jedoch die Reise zu diesem gefährlichen Ort. In diesem Labyrinth lauern furchtbare Monster und nicht mal die Soldaten der Stadt wagen sich dorthin. Hoston wäre allerdings nicht der Held des Spiels, wenn er auf solche Ratschläge etwas geben würde. So beschließt er den Höhlen einen Besuch abzustatten und seinem Vater die magischen Kräuter zu beschaffen. Auf seinem Weg, rasselt er mit seiner guten Freundin Alina zusammen und erläutert ihr eure heikle Situation. Und da Freunde schließlich zusammenhalten und ihr bei Rollenspielen aus dem fernen Osten meistens in einer Gruppe unterwegs seid, schließt sie sich euch an. Zur Bewältigung des Labyrinths wollen die beiden schließlich den dritten Helden im Bunde um Hilfe bitten. Edessot ist zwar erst 13 Jahre alt, hat aber bereits ein eigenes Labor im Dorf. Er soll den beiden dabei behilflich sein wieder aus den Höhlen heraus zu finden. Kurzerhand entschließt er sich selbstverständlich auch euch zu begleiten und ihr zieht mit eurer „Party“ los um euren Vater zu retten.

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Der verbotene Wald und die Höhlen bei den Felsengrotten dienen euch somit als Tutorial und führen euch in die Welt von Pier Solar and the Great Architects HD ein. Gekämpft wird hier rundenbasiert und taktisch, statt aktiv und mit Button-Gehämmere. Die teilweise bei der Spielerschaft unbeliebten Zufallskämpfe sind wie man es aus den Neunzigern gewohnt ist im Spiel erhalten. Die Häufigkeit der Begegnungen lassen sich in den Optionen netterweise nach oben und unten skalieren. Streift ihr also durch Gebiete mit Feinden, gelangt ihr nach einer Weile urplötzlich in den Kampfbildschirm und bekommt es mit allerlei Feindvolk zu tun. Nun könnt ihr erst einmal überlegen und entscheiden, ob ihr fliehen wollt, die CPU selbstständig kämpfen lasst (Die alle eure Magiepunkte verbraten wird) oder, was am sinnvollsten ist, selber die Kontrolle über das Geschehen übernehmt. Gekämpft wird genreüblich in Runden und abwechselnd. Zu Beginn stehen euch recht wenige Möglichkeiten zur Verfügung. Ihr könnt den Feind normal mit der jeweiligen Waffe der Figur angreifen oder eure Helden gegen eingehende Attacken schützen. Zaubern könnt ihr selbstverständlich auch. Alina übernimmt die Heilung eurer Gruppe, während Hoston einen recht starken Angriffszauber in petto hat. Edessot lernt später einen mächtigen Feuerballschlag, der gleichzeitig auf alle Gegner anwendbar ist. Interessant ist der Auswahlpunkt „Sammeln“. Hier setzt ihr eine Runde aus und sammelt Kräfte, was sich in einer steigenden Nummer widerspiegelt. Diese Nummer lässt sich bis auf fünf erweitern und ermöglicht euch abschließend eine dementsprechend starke Attacke. Ihr könnt natürlich auch bereits nach z.B. drei Aufladungen schon zuschlagen. Später im Spiel erfordern zudem einige Zauber eine bestimmte Summe an Aufladungen. Das heißt im Klartext: Für besonders wirkungsvolle magische Attacken wie den Meteoritenschlag braucht ihr erst einmal mehrere Ladung und der Zauber ist erst dann einsetzbar. Letzte Handlungsmöglichkeit im Kampf ist das schlichte Verwenden von Items. Hier finden sind allerlei Klassiker im Inventar wieder. Heiltränke für Lebenspunkte, Beeren für Magiepunkte und sämtliche Gegenstände gegen die Üblichen Verdächtigen aus der Liste der Statusveränderungen wie „Schlaf“, „Versteinert“ oder „Vergiftet“. Nun gilt es eure Aktionen sorgfältig zu planen und Attacken sinnvoll unter den Gegner aufzuteilen um selber nicht allzu viel auf die virtuelle „Mütze“ zu kassieren. Am Anfang des Spiels ist allerdings noch nicht so viel Vorsicht von Nöten. Die meisten Gegner segnen nach einem Standard-Angriff bereits das Zeitliche. Insofern ihr sie erreicht. Auffällig viele Gegner am Anfang können nämlich fliegen und sind damit für Hoston’s Schwert nicht erreichbar. Zum Glück hat Alina einen Bogen dabei. Nachdem ihr alle Feinde besiegt habt, erhalten eure Helden wie üblich auch Erfahrungspunkte und Gold. Habt ihr genug Erfahrung gesammelt steigen Hoston und Co. im Rang auf und verbessern ihre Statuswerte wie Lebenspunkte, Magiepunkte oder Angriffskraft. Rollenspiel, halt. Nach einigen Stunden in der Welt von Pier Solar and the Great Architects HD zieht der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe jedoch ziemlich an. Man kann sogar eindeutig sagen, dass das Spiel tatsächlich schwer wird.

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In den Felshöhlen trefft ihr also wie beschrieben noch nicht auf besonders hohen Widerstand. Nach einem Speicherpunkt erwartet euch auch schon ungeduldig der erste Endgegner des Spiels und ihr gelangt nach Beendigung des Kampfes in den Raum mit der begehrten Heilpflanze die für euren Vater bestimmt ist. Apropos speichern: Gespeichert werden kann nur an speziellen Speicherpunkten. Sollte eure Gruppe mal unglücklicherweise als Verlierer aus einem Kampf hervorgehen, müsst ihr es vom letzten Speichern aus noch einmal versuchen. In den späteren Dungeons können dadurch etwas längere Wartezeiten von bis 20 Minuten entstehen. Nach der Einnahme der Pflanze geht es Hoston’s Vater auch erstaunlich schnell besser. In der Höhle haben die Freunde jedoch auch noch ein altes Buch gefunden, welches Edessot im Stande zu lesen ist. So beschließen die drei Jung-Abenteurer einen heiligen Ort aus dem Buch einen Besuch abzustatten und geraten dadurch auf ihre rund 25 stündige Reise, die sie quer über die ganze Welt führt. Ein bisschen ungewohnt ist zudem die Wegfindung, damit ihr in eurem Abenteuer auch weiter kommt. Ein Beispiel dafür präsentiert euch das Spiel recht früh als euch kurzzeitig ein Party-Mitglied verlässt, auf dessen Suche ihr euch anschließend begeben müsst. Informationen zum Aufenthaltsort der Person sind überaus rar gesät. Als Hinweis auf eure aktuelle Aufgabe dient euer Tagebuch. Dort ist aber nichts weiter als ein Drei Zeiler eingetragen. Schlussendlich findet ihr die vermisste Figur quasi am anderen Ende der Welt in einer Kneipe… Vielleicht habe ich aber auch nur einfach einen Hinweis übersehen.

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Die Technik von Pier Solar and the Great Architects HD gehört natürlich nicht unbedingt zur Schokoladenseite des Titels. Wie Eingangs bereits erwähnt, wurde das Spiel ursprünglich für das Mega Drive entwickelt und durch Crowdfounding in die HD-Welt gehievt. Man kann Pier Solar and the Great Architects HD in gleich mehreren Grafik-Einstellungen spielen. Die Version in 16-bit-Optik ist das alte Original. In dieser Version lassen sich Scan Lines aktivieren oder auch deaktivieren. Die HD-Versionen gibt es jeweils auch noch einmal in zwei Abstufungen mit mehreren Filtern. Für ein Projekt dieser Größenordnung ist die Optik soweit auch in akzeptabel. Beim Sound respektive der Musik gibt es jedoch Grund zur Kritik. Die Musikstücke wiederholen sich im Track selber, wie auch in ihrer Anzahl, zu oft. Viele der Stücke sind toll anzuhören, keine Frage. Jedoch werden sie schlicht zu oft benutzt. Hier wären mehr Tracks sehr wünschenswert. Die Story wird klassischerweise in Standbildern, statt Videos erklärt und Textboxen ersetzen die „neumodische“ Sprachausgabe. Die letzt-genannten Punkte passen dabei natürlich herrlich gut in das Flair der 16-bit-Zeiten. Ältere Nerds werden damit sicher keine Schwierigkeiten haben, es vielleicht sogar toll finden. Doch wie diese altmodische Art der Präsentation bei der „Generation PlayStation 2“ ankommt steht auf einem anderen Zettel. Für die jüngeren Zocker mit generellem Interesse am Spiel bietet der Titel jedoch auch die Chance mal in die anfänglichen Zeiten der Jrpg-Geschichte einzutauchen. Quasi ein bisschen Videospiel-Kultur nachholen, sollte man nicht die Möglichkeit haben sich die wahren Klassiker zuhause selber auf den Bildschirm zu zaubern.

Pier-Solar-Review11111Fazit

Pier Solar and the Great Architects HD richtet sich, wie ihr wahrscheinlich schon vermutet habt, an Freunde von oldschooliger Jrpg-Kost aus den mittleren Neunziger Jahren. So kann man das Spiel als Hommage an vergangene Tage sehen um mal wieder etwas frischen „altes“ in den Modulschacht zu schieben. Naja gut, der letzte Punkt entfällt, da es Pier Solar and the Great Architects HD ja nur als Download in die Online-Stores geschafft hat. Ich spreche also eine Empfehlung für Kenner und Liebhaber alter Rollenspiele aus. Die jüngeren Leser sollten sich bewusst sein, dass diese Art von Spiel aktuell mehr oder weniger von der Videospiel-Bildfläche verschwunden ist. Sicherlich gibt es auch heute noch moderne Jrpg’s auf dem Markt, diese unterscheiden sich jedoch sehr von diesem Exemplar hier. Eine Empfehlung gibt es auch trotz der Tatsache, dass man dem Spiel irgendwo anmerkt, das es von einem kleinen Team erschaffen wurde und eben auch nicht an die Klasse der alten Legenden heranreicht. Für Fans eines guten Preis/Leistungsverhältnisses sei noch erwähnt, das Pier Solar and the Great Architects HD damit „wirbt“, das längste und größte 16-bit-Rollenspiel aller Zeiten zu sein. Man bekommt also „viel Spiel“ für vergleichsweise „wenig Geld“.

Pier Solar and the Great Architects
Grafik/Präsentation
74
Gameplay
83
Spielspaß
81
Leserwertung7 Bewertungen
52
79