Landwirtschafts-Simulator 2015 auf der Xbox One im Test

Der Landwirtschafts-Simulator ist irgendwie kurios. Jahr für Jahr steht das Spiel an der Spitze der Verkaufscharts und ähnlich wie bei der Bild-Zeitung, die ja auch niemand wirklich liest, will auch niemand den Landwirtschafts-Simulator gespielt haben. Vor kurzem kam der Landwirtschafts-Simulator 15 erstmals für die Xbox One und PlayStation 4 auf den Markt. Wir haben uns das Spiel für euch auf der Xbox One mal vorgenommen.

FarmVille für Erwachsene

screenshot-landwirtschafts-simulator-15-01Doch was ist das für ein Spiel, welches sich hinter dem langweiligen Titel Landwirtschafts-Simulator 15 verbirgt? Ich bin vollkommen neu in der Spiele-Reihe und kann tatsächlich behaupten noch nie einen der vorherigen Teile gespielt zu haben. Auch wenn die Vermutung nahe liegt, da ich doch auf einem stillgelegten Bauernhof aufgewachsen bin.

Die Entwickler machen es einem zum Glück sehr einfach seine Karriere als Landwirt zu beginnen. Nachdem man sich für eine der drei Schwierigkeitsstufen entschieden hat, fehlt noch die Wahl des Standortes. Zur Wahl steht ein skandinavisches oder amerikanisches Szenario. Anschließend wird man quasi direkt auf seinen Bauernhof geworfen, auf dem bereits die nötigsten Maschinen und Gefährte bereit stehen, um seine Tätigkeit aufzunehmen. Nachdem man in die Geheimnisse des Pflügens, Säens und Erntens angelernt wurde, ist man komplett auf sich gestellt und es eröffnen sich doch überraschend viele Möglichkeiten. Zum einen sollte man sich relativ früh festlegen in welche Richtung man gehen möchte. Ist es die klassische Landwirtschaft mit endlosen Korn- oder Maisfeldern, die Forstwirtschaft mit der Abholzung und Aufforstung von Wäldern oder die Viehzucht, mit der Produktion von Eiern, Milch oder Wolle.

screenshot-landwirtschafts-simulator-15-13Ich habe mich in meiner Karriere als Bauern schnell für die klassische Landwirtschaft entschieden. Zum einen bietet diese die meisten Möglichkeiten, zum anderen ist es das Kerngeschäft des Spiels. Dabei stellte sich bei mir schnell ein bekanntes Gefühl ein. Jeder kennt sicherlich FarmVille, dieses süchtig machende Browser-Spiel, welches eine Zeitlang so gut wie jeder auf Facebook gespielt hatte. Nicht selten hörte man Sätze wie „Ich muss mal gerade meinen Mais ernten“ oder „Mist, die Erdbeeren sind schlecht geworden“. Eben dieses Gefühl stellte sich auch schnell beim Landwirtschafts-Simulator 15 ein, indem ich von einem meiner drei Acker zum nächsten hetze. War das eine abgeerntet, musste es auch direkt aufbereitet und neu eingesät werden. Wenn da nicht noch die anderen Äcker wären, die teilweise zeitgleich soweit waren und meine Arbeitskraft brauchten. Zu lange sollte man bei einem erntereifen Feld nämlich nicht warten, denn sonst verrotten die Pflanzen und sind wertlos. Zum Glück gibt es im Landwirtschafts-Simulator die Möglichkeit sich Helfer einzustellen, die dann beispielsweise ein Feld komplett für einen bearbeiten. Man kann zwar auch alles alleine machen, aber auch wenn die Helfer natürlich Geld kosten, macht es teilweise Sinn, weil man in kürzerer Zeit einfach mehr schafft.

Hat mein sein Erzeugnis auf einen der Traktoren verladen stellt sich die Frage, ob man es direkt an einer der verschiedenen Abladeflächen direkt verkauft, oder man noch etwas wartet und es auf dem eigenen Bauernhof ablädt oder in Silos verfrachtet. Denn die Verkaufspreise sind dynamisch und man sollte diese immer im Blick behalten. Manchmal macht es einfach Sinn seine Erzeugnisse nicht direkt zu verkaufen, sondern diese erstmal einzulagern und bei einem höheren Kurs zu verkaufen. Neben dieser Möglichkeit Geld zu verdienen sind auf der relativ großen und frei befahrbaren Karte mehrere schwarze Bretter verteilt, auf denen Missionen angeschlagen sind. Nimmt man eine davon an und absolviert diese erfolgreich, winkt deutlich mehr Geld, als wenn man seine Erzeugnisse einfach nur verkauft.

screenshot-landwirtschafts-simulator-15-05Schlussendlich ist der Landwirtschafts-Simulator 15 aber so was wie FarmVille für Erwachsene. Es gilt seinen Bauernhof mit den vorhandenen finanziellen Mitteln zu bewirtschaften und sich mit weiteren Feldern, neuen Zugmaschinen oder anderen Maschinen sein Geschäftsgebiet auszuweiten und weiter zu wachsen. Möglich ist das aus eigener Kraft oder Krediten von der Bank, die allerdings eine zusätzliche Belastung der Geldmittel darstellen können. Letztendlich gibt es viele Wege den anfangs kleinen Hof in einen florierenden Landwirtschafts-Betrieb zu verwandeln. Welchen man geht ist einen selbst überlassen und anfangs muss man etwas rumprobieren, um den richtigen Weg zu finden. Denn bis auf die kurze Einführung am Anfang gibt es nur wenige wirkliche Hilfen im Spiel. So kann es passieren, dass man wie ich ein Feld mit Mais anbaut, man aber überhaupt keine Geräte hat diesen zu ernten und das Konto natürlich auch noch nicht so prall gefüllt ist, dass man sich die benötigten Maschinen anschaffen kann. Da hilft nur, umpflügen und neu einsäen.

Umfangreicher Fuhrpark

screenshot-landwirtschafts-simulator-15-04Mit über 140 Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen bietet der Landwirtschafts-Simulator 15 auf der Xbox One und PlayStation 4 viel Abwechslung. Dadurch, dass diese sogar offiziell lizenziert sind und man in Maschinen der Hersteller New Holland, Ponsse, Case IH, Deutz-Fahr, Lamborghini, Same, Horsch, Grimme, Amazone uvm. investieren kann, sorgte das Spiel sogar für ein persönliches Highlight. Denn unter anderem findet sich auch eine Maschine des Landmaschinen-Herstellers Köckerling aus dem ostwestfälischen Verl im Spiel wieder. Besonders schön für mich, da ich in Verl aufgewachsen bin und ich zufälligerweise den gleichen Familiennamen trage. Versteht sich von selbst, dass der Grubber der Firma Köckerling besonders gerne genutzt wurde. Leider ist es die einzige Maschine von Köckerling im Spiel, ansonsten hätte ich mir wohl einen ganzen Köckerling-Fuhrpark anschaffen müssen.

Ordentliche technische Umsetzung

Grafisch und technisch ist das Spiel zwar ordentlich umgesetzt, aber natürlich lassen sich damit keine Bäume ausreißen. Hihi… der musste sein!

screenshot-landwirtschafts-simulator-15-08Besonders grafisch weißt das Spiel doch ein paar Schwächen auf. Zwar kommt eine neue Engine zum Einsatz, die auch eine wirklich hübsche und stimmungsvolle Umgebung auf den Fernseher zaubert, bestechend ist sie aber nicht. Besonders wenn man durch die Landschaft fährt, dann kann man zusehen wie im Hintergrund neue Bäume aufpoppen, die dann wenige Meter später auch noch einen Schatten werfen, der vorher nicht da war. Ebenso störend empfand ich es, dass die Maschinen Pfluge oder Grubber nur Auswirkungen auf die Äcker haben. Senkte man beispielsweise eine solche Maschine kurz vor dem eigentlichen Acker oder sogar auf einem Schotterweg, so hat dies keinerlei Auswirkungen. Erst wenn man auf den Acker fährt, wird das gewünschte Ergebnis herbeigeführt. Der Detailgrad der Landschaft und Umgebung reicht insgesamt aber für diese Art von Spiel aus. Von den Modellen der bereits angesprochenen über 140 Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände war ich allerdings sehr angetan, diese sehen sehr detailliert und originalgetreu aus.

Ähnlich verhält es sich bei der technischen Umsetzung des Spiels. Die Steuerung hat man sehr schnell verinnerlicht und auch wenn man zum späteren Zeitpunkt neue Maschinen mit anderen Fähigkeiten bekommt, dann weiß man sofort wie man diese einsetzen muss. Grobe Fehler sind mir nur weniger aufgefallen. Einer war allerdings wirklich etwas nervig. Wenn man beispielsweise einen Helfer engagieren möchte, damit dieser ein bereits teilweise abgeerntetes Feld mit dem Mähdrescher weiter abernten soll, dann klappt dies leider nicht. Erst fährt dieser ein Stück rückwärts, um dann immer wieder vor und zurück zu fahren. Mehr passiert dann leider nicht mehr und man muss die Aufgabe doch selber zuende bringen.

Fazit

Tja, was soll ich sagen. Mich hat das Spiel irgendwie gepackt und zeitweise hatte mich das alte FarmVille-Feeling voll im Griff. Natürlich muss man sagen, dass einem diese Art von spielen liegen muss, damit man gefallen daran findet. Für alle anderen ist das Spiel sehr wahrscheinlich Anspruchslos und ein überflüssiges Stück Software. Der Landwirtschafts-Simulator 15 ist doch eher ein untypisches Konsolen-Spiel, was es aber nicht daran hindert Spaß zu machen. Die grafische und technische Umsetzung ist für das Genre vollkommen ausreichend und hatte eher eine leichte Tendenz dorthin, dass es mich positiv überrascht hat. Auch die Komplexität des Spiels ist für mich größer als erwartet. Diese eröffnet sich einem zwar nicht direkt zu Anfang, aber irgendwann hat man es raus, wie man am besten und schnellsten ans Ziel kommt und auf was man achten muss.

Landwirtschafts-Simulator 2015
Grafik/Präsentation
61
Gameplay
75
Spielspaß
72
Leserwertung0 Bewertungen
0
69