Headlander im Test – Abenteuer im Weltraum mit Köpfchen

Spiele von Doublefine Productions sind seit jeher für ihre Skurrilität bekannt. Sei es die Metalhomage Brütal Legend oder das völlig abgedrehte Psychonauts, mangelnde Kreativität bezüglich der Spielwelt kann man Tim Schafer und seinen Mannen definitiv nicht vorwerfen. Was in die Verantwortlichen von Headlander gefahren ist würde mich dennoch besonders interessieren, spielt man hier doch lediglich den Kopf eines wahlweise männlichen oder weiblichen Astronauten. Ja richtig gelesen, nur den Kopf, um den Rest dürfen wir uns fliegender Weise selber kümmern. Nebenbei müssen wir auch noch die Menschheit retten und uns mit tanzenden, liebenden und schießenden Robotern rumschlagen. Doch der Reihe nach, wo hab ich nur meinen Kopf gelassen!?

Bodyswitch

In einer uns unbekannten Zukunft übernehmen wir die Rolle des letzten lebenden Menschen, nun zumindest das was noch von ihm übrig ist, denn wie der Titel des Spiels und der Headliner dieses Textes (okay okay ich wird mich von nun an mit Kopfanspielungen zurückhalten) schon verraten, ist von unserem Helden nicht mehr übrig geblieben, als sein im Astronautenhelm befindlicher Kopf. Der Rest der Menschheit vergnügt sich derweilen in virtueller Form mit Robotern. Sie wechseln nach Belieben das Geschlecht und geben sich auf einer riesigen Raumstation allen möglichen Genüssen und Exzessen hin.

Doch trotz unseres körperlosen Daseins sind wir Gegnern nicht schutzlos ausgeliefert. Per Saugfunktion unseres Helms können wir die Köpfe von feindlichen Robotern entfernen und kurzerhand selbst übernehmen. Je nach Typ des eroberten Körpers öffnen sich für uns dann auch neue Möglichkeiten und Türen. Als Sicherheitspersonal sind wir beispielsweise mit einem Blaster ausgerüstet mit dem wir uns unserer Gegner erwehren können. Bei den Schusswechseln sind wir öfter auch auf Querschläger angewiesen. So prallen unsere Schüsse von Wänden ab und je nach Winkelausrichtung können wir unsere Feinde auf Plattformen erledigen ohne uns in einem gefährlichen Schusswechsel auszusetzen. Das Klingt in der Theorie soweit ganz gut, spielt sich durch die teils sehr sensible Sticksteuerung allerdings hin und wieder etwas ungenau.

Große und kleine Kopfnüsse

Des Weiteren verbringen wir unsere Zeit auf der Liebesstation mit Rätseleinlagen. So müssen Köpfe mit den passenden Körpern kombiniert werden, die Reflektoren so ausgerichtet werden das wir mit einem Schuss einen Türschalter aktivieren können. Zudem sind die Räumlichkeiten angenehm weitläufig und bietet allerlei versteckte Geheimtüren und Fahrstühle. Oft bewegen wir uns auch nur mit unserem Kopf fliegender Weise durch Terminals und Lüftungsschächte. Undichte Stromnetze und Wachsysteme sorgen dafür, dass wir hier nicht achtlos umherschweifen können. Im Flugmodus können wir uns auch mit einer besonders starken Nahkampfattacke,  der „Kopfnuss“, gegen Feinde behaupten. Diese und weitere Andere Fähigkeiten müssen jedoch gegen Erfahrungspunkte zuerst freigeschaltet werden. Der Skill-Baum erreicht natürlich nie die Tiefe eines klassischen Rollenspiels, reicht jedoch aus, um unsere Spielweise entscheidend zu beeinflussen. So kann man neben der Kopfnuss unter anderem auch die Saugkraft unseres Helms erhöhen, den Boost unseres Flugmoduls verstärken oder die Hackingfähigkeit erlernt werden. Erfahrungspunkte sammeln wir durch blaue Energie die wir meist in Lüftungsschächten finden oder durch besiegte Gegner erlangen.

Hin und wieder treffen wir sogar freundliche Raumstationbewohner die uns kleinere optionale Questaufgaben stellen. Hüpfpassagen oder komplexe Plattformspringerreien sucht man in Headlander leider vergebens. Auch schade, dass wir durch unsere neuen Fähigkeiten oder die Möglichkeit Körper zu wechseln keine neuen Areale wie in einem klassischen Metroidvaina freispielen. So bleibt das Abenteuer trotz seiner großen Areale und verwinkelter Gänge recht linear.

Viele bunte Farben

Natürlich bietet Headlander auch Bosskämpfe. Diese gestalten sich recht anspruchsvoll. So müssen wir beispielsweise in einem Kampf je nach Färbung des Bosses in den entsprechenden Körper wechseln um ihm Schaden zuzufügen. So spannend die Endgegner bleiben, umso leichter fallen im späteren Verlauf durch ständiges leveln und upgraden die Standardgefechte was schade ist, da sich die Kämpfe gerade zu Beginn als äußerst spannend und abwechslungsreich herausstellen.

Der Soundtrack ist stimmungsvoll und erinnert an die rauen Synthieklänge eines Mass Effect kombiniert mit klassischen 70iger Attitüden. Zudem darf der, fast schon traditionelle, Doublefine-Humor nicht fehlen, welcher aufgrund des skurrilen Grundsettings sowie seiner abgedrehten Figuren und Animationen für das ein oder andere Schmunzeln sorgen dürfte.

Fazit

Abgedreht, stylisch und total durchgeknallt. Das waren die Gedanken die mir beim Spielen von Headlander meist durch den Kopf gingen. Auf die Idee, mit einem herumfliegenden Menschenkopf in einem Astronautenhelm eine Liebesstation zu infiltrieren um die Menschheit zu befreien, da muss man erstmal drauf kommen. Zudem ist das Erkunden der Station, sei es als Kopf oder auf dem Köper eines Roboters angenehm abwechslungsreich. Erst im Späteren Verlauf machen sich kleinere Ermüdungserscheinungen erkennbar, was vor allem an den einfacher werdenden Standardgegnern und einer gewissen Linearität im Spiel liegt. Nichtsdestotrotz bleibt das Spiel aufgrund seines einzigartigen Settings, dem stimmigen Soundtrack und seinem abgedrehten Humor ein Abenteuer, das einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.

Headlander
Grafik/Präsentation
87
Story/Atmosphäre
87
Gameplay
80
Spielspaß
80
Leserwertung0 Bewertungen
0
84