Hard Reset Redux im Test – Cyber-Punk meets Terminator

Die Designer des polnischen Entwicklerstudios Flying Wild Hogs haben definitiv ein Faible für Egoshooter und scharfe Klingen. Zumindest kombinieren sie beide Elemente in den letzten Jahren mit Vorliebe und formen daraus jeweils brachiale Shooter-Kost. Denn auch der Held aus Shadow Warrior, Lo Wang, bekämpfte schon stilecht japanisch seine Feinde mit seinem Katana. In Hard Reset Redux schwingt ihr nun sogar ein Cyber-Katana. Hard Reset kannte man bisher nur vom PC. Nun entschieden die Polen, alle Vorgänger des Titels in einer überarbeiteten Komplettversion auch auf die aktuellen Konsolen zu bringen. Ob das neue Baller-Abenteuer im Steampunk-Design hält was sich Fans davon versprechen, erfahrt ihr im Test.

Ein bisschen Terminator, ein bisschen Matrix

screenshot-hard-reset-redux-11In Hard Reset Redux schlüpfen die Spieler in die Haut des CLN-Majors Fletcher. Dieser ist, wie die meisten Helden in Action-Titeln eher wortkarg, mit Hang zur schlechten Laune. Der Titel spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschheit im Krieg gegen die Maschinen steht. Als CLN-Member ist es eure Aufgabe die letzte Bastion der Menschen, Beozar, vor der Zerstörung der Blechbüchsen zu bewahren. Nach einem harten Tag auf Patrouille, als ihr euch grad in der ansässigen Bar einen hinter die Binde kippen wollt, geht der Schlamassel aus schon los. Irgendwie haben es die Maschinen geschafft in die Stadt einzudringen und dezimieren munter die Einwohnerzahl von Beozar. Ohne weitere Umschweife wirft euch Hard Reset Redux nun ins Getümmel und das Feierabend-Bierchen ist Geschichte. Die Handlung an sich wird mit Sicherheit keinen Oskar gewinnen, zudem wird sie nur während der Ladezeiten zwischen den Leveln wirklich in Comicform erzählt.

Shooter der alten Schule

screenshot-hard-reset-redux-10Viel wichtiger als die Geschichte rund um Beozar ist nämlich das Gameplay. Die Jungs und Mädels von Flying Wild Hogs präsentieren mit Hard Reset Redux einen weiteren Shooter der alten Schule. Deckung ist eher selten, Lebenspunkte müsst ihr als Healthpacks aufsammeln und ihr tragt einen ganzen Sack voller Waffen mit euch rum. Wobei die letzte Behauptung nur zum Teil zutrifft. Denn eigentlich hat Fletcher nur zwei Schießeisen im Gepäck, diese können sich jedoch jeweils zu einer anderen Waffe transformieren. Dazu investiert ihr gefundene NANO-Energie einfach in entsprechenden Upgrades an den Verkaufsautomaten. NANO-Energie findet ihr überall in den Missionen verstreut oder erhaltet sie automatisch durch das Zerlegen der garstigen Roboter. Eure beiden Kanonen unterscheiden sich im Grunde in ihrer Munitionsart. So tragt ihr ein etwas altertümliches Sturmgewehr und eine Cyberpunk typische Plasma-Wumme mit euch rum. Da Erstere auf die Nutzung von Projektilen schwört, lässt es sich auf Knopfdruck in Schrotflinte, Granat –oder Raketenwerfer umbauen. Die Plasma-Gun hingegen gibt es als futuristische Railgun, Elektro-Minenwerfer und Smartgun (Automatische Lenkgeschosse).

Ein bisschen Rollenspiel

screenshot-hard-reset-redux-07Aber auch Mr. Fletcher selber bzw. seine Biotischen Implantate lassen sich ordentlich verbessern. Mehr Leben, mehr Schild oder bessere Wahrnehmung, wodurch ihr Feinde und Geheimnisse besser auf dem Radar erkennt. So hetzt ihr unter Anweisung eurer Vorgesetzten durch die Missionen und nietet unterm Strich alles um was euch vor die Flinte läuft. Außer mit springen und einem kleinen Dash kann euer Held keine weiteren Kunststücke, was dem Gameplay aber kein Abbruch tut. Die Levelarchitektur ist arg schlauchig geraten und wechselt sich mit größeren Arena-Bereichen ab, in denen es dann aber ordentlich zur Sache geht. Euer Hirnschmalz ist nur gefordert, wenn ihr eine der zahlreichen Barrieren, die euch den Weg versperren deaktivieren sollt und den passenden Schalter nicht auf Anhieb findet. Etwas nervig ist das Wechseln der Waffen gelöst. Per Steuerkreuz lassen sich diese entweder der Reihe nach durchschalten oder ihr haltet die linke Schultertaste gedrückt: Nun öffnet sich ein Waffenrad, in dem ihr erstaunlich ungenau die Waffen mit dem rechten Stick auswählen könnt. Im Eifer des Gefechts sorgt ein Schuss mit dem Raketenwerfer, statt der Schrotflinte dann öfter mal für Missgunst. Granaten werfen oder einen kräftigen Schlag mit dem Gewehrkolben vermisse ich zudem auch etwas. Hat man mal nicht aufgepasst und die Robo-Brut steht einem auf den Socken kann man zumindest das Cyberkatana zücken um den Recycling-Prozess zu starten.

Die Schattenseiten des Cyberpunk

screenshot-hard-reset-redux-08Ebenso sorgte der Schwierigkeitsgrad des Spiels bei mir teilweise für unschöne Momente. Gespielt wurde Hard Reset Redux auf „schwer“, wobei man als erfahrener Shooter-Spieler recht gut durch die Missionen kommt. Teilweise meinten es die Entwickler dann jedoch zu gut mit der Knackigkeit. Kleine Räume mit wirklich fiesen Gegner-Konstellationen zwingen euch zu ein paar Neustarts. Das Gegnerdesign könnte zudem etwas ausgeglichener sein. Lediglich eine Handvoll verschiedener Gegner stellen sich eurem Vormarsch entgegen, erfordern dafür aber sehr unterschiedliche Taktiken und Waffen. Generell sehr wichtig bei den permanenten Kämpfen ist es seine Umgebung im Auge zu behalten. Überall sind explosive Fässer und Stromgeneratoren angebracht. Diese können euch im Kampf gegen die seelenlose Stahllawine entweder unterstützen oder aber auch euer Verderben sein. Die Explosionen und Stromfallen machen mit ihrer Zerstörungswut vor euch nämlich mitnichten eine Ausnahme.

Grafik aus der Zukunft?

screenshot-hard-reset-redux-05Optisch ist bei Hard Reset Redux nur das Setting aus der Zukunft. Ausgegeben wird das Spiel zwar in 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde. Rein optisch ist es aber eher spartanisch und altbacken gehalten, was nicht bedeutet, dass es unansehnlich wäre. Man merkt nur einfach, dass die ursprüngliche Version auf dem PC einige Jährchen auf dem Buckel hat und die Redux-Variante jetzt lediglich etwas aufgehübscht wurde. Bei besonders hohem Gegneraufkommen (gerade bei Boss-Gegnern) kommt es auch mal zu Rucklern. Das Artdesign hingegen sorgt für eine positive Atmosphäre, da sich die Bereiche doch schon ordentlich von ihrer visuellen Seite unterscheiden. Die wenigen Sprach-Fetzen und der Sound der Waffen gehen total in Ordnung. Loben kann man zudem noch den Komponisten, der einige schöne Tracks erschaffen hat. Als Download-Titel hat Hard Reset Redux seine Hausaufgaben also gemacht. Wer hier allerdings Blockbuster-Technik erwartet, sollte seine Ansprüche überdenken.

Fazit

Hard Reset Redux ist ein klassischer Oldschool-Shooter, der den Fokus auf das Game bzw. Gunplay legt und euch gute acht Stunden in der Kampagne ans Pad fesselt. Wenig Abwechslung bei den Gegnern, etwas altbackende Optik und die häufige Suche nach versteckten Schaltern trüben den Spielspaß etwas und verhindern, dass Hard Reset Redux eine höhere Wertungs-Ebene erreicht. Positiv hervor tut sich der Titel durch seine angenehme Spielbarkeit, der guten Auswahl an Waffen, dem spaßigen Upgrade-System, den harten Arena-Kämpfen und dem ordentlichen Umfang. Solltet ihr bereits mit Mr. Wang um die Häuser gezogen sein, wisst ihr schon was euch erwartet. Ist das nicht der Fall und ihr mögt schnörkellose aber seichtere Ballerkost, dann macht ihr zum fairen Preis von 19,99 Euro kaum etwas falsch.

Hard Reset Redux
Grafik/Präsentation
73
Story/Atmosphäre
72
Gameplay
71
Spielspaß
71
Leserwertung1 Bewertung
89
72