Guardians of the Galaxy – The Telltale Series im Test

Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter – Ähm…Sorry…falscher Film. Mit großer Macht kommt auch große Verantwortung – Zwar richtiges Universum aber immer noch falscher Film. Was denn dann? – I AM GROOT.

Wenn ich an die Guardians of the Galaxy Comics, die Serie oder aber an den Film zurückdenke, dann blieb mir rückblickend keine Zeile sehr aktiv im Hinterkopf, bis auf die von dem Baum, der von Vin Diesel gesprochen wurde: Groot. Groot kommt auch in dem Telltale Spiel vor und daher möchte ich direkt, in den ersten Zeilen, all jene warnen, die hoffen mit dem Spiel eine Geschichte zwischen dem ersten und dem zweiten Kinofilm zu bekommen: NEIN – Das Spiel ist weder das Spiel zum Film, noch das Spiel, das zwischen den Filmen spielt. Viel mehr orientiert es sich eher an den Comics und der Zeichentrickserie, was man am meisten an der Optik merkt. Aber noch viel mehr kann man das Spiel als eigenständig ansehen, genau wie die Batman-Version von Telltale, da auch hier bei Guardians of the Galaxy ein Teil der Grundgeschichte neu erzählt wird.

I am Groot

Wir übernehmen dabei primär die Rolle von Star-Lord aka Peter Quill, der mit den anderen Guardians of the Galaxy einem Notruf des Nova Corps, die galaktische Version der Polizei, nachgeht. Das Nova Corps hat dabei ein großes Problem und zwar wird es vom Erzbösewichten Thanos angegriffen. Thanos hat vor ein altes und mächtiges Artefakt, die Schmiede der Endlichkeit, zu stehlen.

Nun könnte ich noch die paar Fetzen an Informationen, die man im Rahmen der ersten Episode bekommt, hier noch preisgeben. Zum Beispiel, was es mit der Schmiede der Endlichkeit auf sich hat, wer neben Thanos, den Guardians of the Galaxy und dem Nova Corps sonst noch Auftritte hat und ach so viel mehr, aber dies würde auch viel aus dem Spiel und der ersten Episode nehmen und daher möchte ich viel mehr auf das drum herum eingehen, dass, im Vergleich zu anderen Telltale Games, etwas anders ist.

I‘m Groot

Zwar übernehmen wir vorrangig die Rolle vom Star-Lord, was sich zu anderen Spielen von Telltale noch nicht wirklich unterscheidet, trotzdem sind wir nur gemeinsam stark und so greifen wir im Kampf nicht alleine an. Die Angriffe rotieren durch die Guardians und wir übernehmen, im Rahmen von Quick Time Events, auch die Rolle von Rocket, Groot, Drax und Gamora.

Ein weiterer Unterschied zu anderen Telltale Games liegt in der Tatsache, dass wir nicht alleine unterwegs sind und selbst, wenn wir mal vom restlichen Team getrennt sind, können wir uns per Funk mit den anderen Teammitgliedern austauschen.

Ansonsten spielt sich Guardians of the Galaxy wie ein typisches Telltale Game. Es gibt Quick Time Events, die die Action-Situationen vorantreiben. Wir können aus bis zu vier verschiedenen Textblöcken bei Gesprächen wählen. Die Kameraden oder auch das komplette Nova Corps erinnert sich an Antworten, die wir entweder direkt oder mit Freunden über die Crowd Play Funktion geben. Die Crowd Play Funktion war auch schon bei Batman und The Walking Dead Season 3 enthalten und erlaubt es die Story-Entscheidungen an Freunde zu übergeben, die per Smartphone, Tablet oder PC dann über die mögliche Antwort abstimmen können.

I AM GROOOT

Technisch ist die erste Episode dabei auch sehr solide. Sie spielt sich genauso flüssig wie die Season 3 von The Walking Dead und ebenfalls sind mir keine Stellen untergekommen, wo der Text die Sprache wechselt, wie in Batman und so können auch Spieler zugreifen, die auf einen deutschen Untertitel angewiesen sind.

Kritischer fand ich aber die Entscheidungsmöglichkeiten. Bisher konnte ich immer die Heldin oder den Helden so spielen, wie ich es für richtig befand. Selbst bei Batman hatte ich keine großen Probleme, was aber auch daran gelegen haben dürfte, dass ich mich selber als rechtschaffen gut ansehe und Batman, je nach Inkarnation, auch diese Gesinnung besitzt. Peter Quill würde ich aber eher als chaotisch gut bezeichnen. Chaotisch gut bezeichnet eine Person, die zwar vielleicht das Gute tut, wenn es darauf ankommt, aber im Zweifel auch sehr stark für den eigenen Zweck handelt. Und so hatte ich ständig das Gefühl, dass ich das Spiel nicht richtig spielen würde und ich eigentlich andere Antworten geben müsste, weil die einfach besser zu den Charakteren passen würden.

Bei der Veröffentlichung und auch bei der Anzahl der Episoden bleibt sich Telltale wiederum treu. Die komplette Season wird in fünf Episoden veröffentlicht, bei denen es im Vorfeld kein festes Releasedatum gibt, die aber voraussichtlich im monatlichen Rhythmus erscheinen werden. Die Episodentitel bilden dabei den Soundtrack des Spiels und so haben wir im Hauptmenü Livin‘ Thing vo, Electric Light Orchestra. Die erste Episode startet mit „Tangled Up in Blue“ von Bob Dylan. Episode 2 trägt den Titel „Under Pressure“ und wir werden uns hier auf die Töne von Queen freuen können, welche auch bei Episode 4 mit „Who Needs You“ dabei sein dürften. Boston steuert den Titel für die dritte Episode: „More than a Feeling“. Und die letzte Episode kommt mit mit dem Hit: „Don’t Stop Believin‘“.

Fazit

Guardians of the Galaxy ist nichts für all jene, die vielleicht eine Verbindung zwischen den Filmen suchen. Das Spiel richtet sich, wie auch schon die The Walking Dead-Seasons, an Comicfans und bietet einen tollen interaktiven Comic. Spielerisch ist es dabei auch nicht wirklich fordernd und dürfte niemanden aus der Reserve locken. Daher möchte ich es, wie ich es eigentlich auch schon bei den anderen Telltale Games gemacht habe, all jenen empfehlen, die auf Comics stehen und möchte aber gleichzeitig auch all jene, die ein ausgefeiltes Game erwarten, warnen. Wer gerne sein eigenes Ich auf die oder den Protagonisten projiziert, der sollte ebenfalls gewarnt werden: Lasst Euch einfach fallen und denkt einfach mal nicht so, wie ihr dort handeln würdet, sondern überlegt: „Was würde Peter Quill dort wirklich sagen?“ – Denn ich glaube, dass man dann noch viel mehr von dem Spiel hat. Dies impliziert aber auch, dass man schon ein wenig Bekanntschaft mit den Guardians of the Galaxy gemacht hat, weil es auch nicht bei Adam und Eva anfängt. Für mich ist es nicht das beste Telltale Game, aber auch wahrlich nicht das schlechteste.

Guardians of the Galaxy
Grafik/Präsentation
79
Story/Atmosphäre
77
Gameplay
81
Spielspaß
78
Leserwertung0 Bewertungen
0
79