Black the Fall im Test – Ein Nerd rebelliert

Auf der Gamescom 2016 gab es neben dem Pressebereich, wo man einfach mal vom Messetrubel runterkommen konnte, einen weiteren Bereich, an dem ich mich am liebsten aufgehalten hatte. Die Indie Booth Arena. Nicht nur, dass ich hier neue Spielideen sehen und spielen konnte, sondern auch wirklich nette Unterhaltungen hatte. Neben Spielen wie The Little Acre, RIVE oder Shift Happens fiel mir aber auch eine Hommage an Limbo und Inside ins Auge. Black the Fall von Sand Sailor Studio. Der zur Gamescom noch deutlich monocromlastigere Look mit roten Eyecatchern, ist vielleicht nicht neu, versprühte aber einen gewissen Charme. Wo sich die Entwickler Inspiration geholt haben, kann man natürlich nur vermuten, aber die Ähnlichkeiten zu den Spielen von den Playdead Studios sind durchaus erkennbar. Nun ist der Titel mit Hilfe von Publisher Square Enix auf den Konsolen veröffentlicht worden und ich konnte ein weiteres Mal in eine düstere Welt eintauchen.

Rot ist der Tod

Farben werden immer wieder einem gewissen Archetyp zugeordnet. Die Bedeutungen können Gefühle sein, Signalfarben oder sogar einen politischen Hintergrund haben. So steht die Farbe Blau für den Himmel, der den Raum und die Ewigkeit darstellt, als auch für Demokratie und Vorschriften. Grün symbolisiert die Fruchtbarkeit, den Frieden und signalisiert Korrektheit oder Freiheit. Keine dieser beiden Farben findet man wirklich in Black the Fall. Vorherrschend ist die Namensgebende „Farbe“ Schwarz, welche für Tod oder Furcht stehen kann, und Rot, welche häufig für Gewalt steht und gerne als Farbe der Revolution oder des Kommunismus gewählt wird. Das bringt uns eigentlich auch schon auf die richtige Spur worum es in dem Plattformer des rumänischen Studios geht. Das Land ist in fester kommunistischer Hand, immer wieder prangern Hammer und Sichel gülden auf roten Grund. Als namenloser Maschinist entfliehen wir dem erdrückenden Würgegriff und kämpfen um unser Überleben.

Wir starten an unserem Arbeitsplatz und müssen es als erstes schaffen aus der riesigen Fabrik zu fliehen. Hierzu finden wir schnell ein hilfreiches Werkzeug. Eine Art Laserpointer mit dem wir Befehle an Maschinen oder Menschen schicken können. Dabei müssen wir aber unbedingt darauf achten, dass der Befehl nicht durch das Blickfeld von Wachen oder Sicherheitssysteme geht, um unentdeckt zu bleiben. Sollte es uns doch mal passieren, dass wir entdeckt werden hilft es auch nicht mehr die Beine in die Hand zu nehmen. Das virtuelle Ableben ist garantiert und wir können dabei nur zusehen wie unser Protagonist sich in einem roten Nebel auflöst. Während man bei Playdead’s Inside viel Detailfreude bei den Sterbeanimationen an den Tag gelegt hat, gibt es bei Black the Fall lediglich die Auflöse Animation. Ein wenig mehr Liebe zum Detail hätte da der Atmosphäre durch aus gutgetan.

Generell baut die fiktive Welt eher wenig Stimmung auf. Die behelmten, gut genährten Wärter und das Sicherheitssystem ähneln sich zu schnell. Auch der plakative Laufpanzer, stellt insgesamt eine eher kleine Rolle. Zu unserem kleinen vergessenen Freund, einem Spinnenroboter bauen wir aber tatsächlich eine kleine Beziehung auf. So werden gerade die Rätsel mit der kleinen Blechkiste gemeinsam ein wenig fordernder und abwechslungsreicher. Mit dem Laserpointer befehlen wir ihm Schaltkästen zu knacken oder sich zu strecken, damit wir ihn als Treppe nutzen können. Größenteils sind die Rätsel wirklich gut durchdacht und man erkennt schnell, was zu tun ist. Die typischen Schalter- und Hebelrätsel sowie Physikspielereien dürfen auch Black the Fall nicht fehlen. In seltenen Fällen steht uns aber auch einmal ein großes Fragezeichen über dem Kopf. Ein vernageltes Tor mit dem Bot von unten aufzubrechen kam mir zum Beispiel nicht in den Sinn. Glücklicherweise ist das aber die Ausnahme gewesen. Die Plattform Passagen sind da eher durch die etwas seltsame Steuerung frustrierender. So haben wir keine Möglichkeit einen Sprung in der Luft zu korrigieren und der Maschinist springt entweder gerade hoch oder einen Meter nach vorne. Das kann an Stellen, wo es auf das richtige Timing ankommt, ziemlich schnell danebengehen. Mit dem Rechten Analogstick können wir mit dem Laserpointer zielen und aktivieren diesen via Schultertaste. Das geht ein wenig hakelig vonstatten, da man erst die einzige Figur, welche damit interagieren kann, markieren muss, um dann auf den Gegenstand zu zeigen. Es wäre durchaus Sinnvoll, wenn es stellen gäbe, wo wir mehr als eine Einheit befehligen könnten,  dazu sind wir aber im gesamten Spiel zu keiner Zeit in dieser Situation.

Vielleicht doch nicht ganz so Schwarz

Dafür, dass Black the Fall nun drei Jahre in Entwicklung war und auf der Unity Engine basiert, wirken die Animationen, Effekte und die Gestaltung der Umgebung insgesamt altbacken. Neben der Fabrik hat mir das Außenareal mit den Wasser-Rätseln wohl am besten gefallen. Auf der Xbox One kam es zusätzlich auch immer wieder zu kleineren Hängern, wo das Spiel für kurze Zeit komplett einfriert. Ob das ein lokales oder allgemeines Problem ist, konnte ich nicht feststellen. Aber bei einem nicht so technisch Aufwendigen Spiel sollte das nicht passieren. Auch des gelegentlichen Kameraschwenks um 90° können an den Plattformer Passagen neben der besagten Steuerung noch zusätzlich irritieren. Alles in allem hätte ich mir grade bei der Technik mehr erhofft und so wirkt Black the Fall eher altmodisch. Auch bei der Vertonung hat man eher gespart. Eine komplette musikalische Untermalung sucht man vergebens. Nur an einigen wenigen Stellen, dröhnt von einem Propaganda-Film oder an öffentlichen Plätzen eine doch slawisch angehauchte Volksmusik aus den Boxen. Die Soundeffekte sind leider auch nicht, dass was man mitreißend nennt. Nicht falsch verstehen. Die akustischen Effekte sind passend und können sofort zugeordnet werden, dennoch hat man bei vielen Spielen schon gesehen, dass es besser geht.

Fazit

Insgesamt ist es Schade. Man erkennt das Potential und die Idee der Welt. Leider hapert es nach drei Jahren Entwicklung vor allem an der technischen Umsetzung. Fans von Limbo,  Inside, Toby and the secret Mine oder Little Nightmares werden hier aber mit Sicherheit ihre Freude haben. Zwar ist man insgesamt nicht so detailverliebt, können die zwei bis drei Stunden, die für einen Durchlauf benötigt werden, durchaus unterhalten.

Black the Fall
Grafik/Präsentation
64
Story/Atmosphäre
73
Gameplay
66
Spielspaß
71
Leserwertung0 Bewertungen
0
69