Battleborn im Test – Nerds testen Freaks

Der neuste Gaming-Trend sollte den meisten Konsolen-Nerds trotz PC-Herkunft mittlerweile auch ein Begriff sein. MOBA! Für alle, die den Begriff noch nicht gehört haben: Die Abkürzung steht für “Multiplayer Online Battle Arena” und ist eine moderne Version damaliger Strategiespiele. Die Macher der Borderlands-Saga, Gearbox Software, vermischen nun diesen frischen Trend zu einem gewissen Teil mit dem allgemein beliebten First-Person-Genre und packen die aus Borderlands typischen Freaks dazu. War die Anzahl der spielbaren Charaktere in den Kammerjäger Teilen noch überschaubar, werfen euch die US-Amerikaner bei Battleborn gleich 25 unterschiedliche Figuren vor die Füße. Wie sehr sich diese voneinander unterscheiden und was das Ganze überhaupt soll, verraten wir euch in unserem Test.

Vorwort zur Bezeichnung MOBA und Battleborn

Vorab möchten wir gerne darauf hinweisen, dass der Begriff MOBA als Bezeichnug für Battleborn übrigens fälschlicherweise von der Presse ins Spiel gebracht wurde. Gearbox Software besteht darauf, dass man Battleborn bitte nicht als FPS-MOBA bezeichnen möge. Im Spiel kommen zwar teilweise MOBA-Elemente vor, jedoch eben nur anteilig und eben auch viele Anteile anderer Genre-Arten. Die Bezeichnug selber wurde scheinbar durch Copy and Paste mancher Gaming-Portale verbreitet und somit irgendwie etabliert. So haben wohl einfach relativ viele Webseiten den Begriff und das Genre einfach übernommen, ohne den Sinn dahinter zu hinterfragen. Wer bei Battleborn also allzu hohe MOBA-Einflüsse erwartet, der könnte enttäuscht werden.

Gearbox Software lässt wieder die Freaks aus dem Sack

screenshot-battleborn-08Bei Battleborn steht für die Helden des Spiels einiges auf dem Spiel. Denn Ziel eures Kampfes ist es, den letzten lebenden Stern des Universums zu retten – nur kein Druck also. Dieser hört auf den Namen Solus und weckt allerhand Interesse bei verschiedenen Fraktionen. So unter anderem bei den finsteren Valersi, die Solus für sich gewinnen wollen und euch dementsprechend das Leben schwer machen werden. Euer frei wählbarer Held gehört den namens gebenden Battleborn an und ist damit Mitglied einer sehr illustren Runde kampferprobter, durchgeknallter Freaks aller Größen und Formen. Spielerisch unterscheiden sich diese Charaktere erheblich voneinander, so dass mit Sicherheit jeder seinen Favoriten aus dem recht großen Roster von 25 Figuren finden wird.  Anweisungen und Missionsbeschreibungen erhalten die “Good Guys” während der Action von einem gewissen Kleese und dem aktuellen Anführer der Peacekeepers, Trevor Ghalt, mit dem ihr bald auch als spielbarem Charakter um die Häuser ziehen könnt.

Die Battleborn übernehmen

screenshot-battleborn-02Der Kernpunkt bei Battleborn liegt logischerweise auf den Helden. Zu Beginn stehen euch jedoch nur eine Handvoll der Friedensstifter zur Verfügung. Im Tutorial mit der Elldrid Mellka, sollt ihr die Gameplay-Mechaniken des FPS-MOBA-Mix lernen. Das Spiel lässt euch jedoch ein wenig am langen Arm verhungern. Im Grunde erklärt man euch nur die Steuerung, jedoch nicht das Zusammenspiel eurer Actionskills, darauf müsst ihr in der Hektik selber kommen. Mellka zieht mit einer Art Machinenpistole und einer festgewachsenen Klinge am Arm in den Kampf. Wie jeder andere Charakter verfügt die Dame mit den spitzen Ohren über drei Actionskills, die ihr quasi unendlich einsetzen könnt. Nach einmaliger Benutzung, müsst ihr lediglich abwarten bis der Cooldown-Timer der Fertigkeit zurückgesetzt wurde. Je mächtiger die Attacke, desto länger die Wartezeit. So schleudert die Elldrid-Assassine Feinde mit ihrer Klinge in die Luft, dasht vorwärts und verteilt eine heftige Backpfeife mit ihrer Klaue oder verschießt eine Art giftigen Blitz. Ihre Reichweite ist demnach etwas beschränkt und sie besitzt nicht grade viele Lebenspunkte, dafür punktet Mellka in Punkto Speed und Schadensausstoß. Auf diese Weise regelt Gearbox das Balancing des Spiels.

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Das direkte Gegenbeispiel stellt der Hühne Montana dar. Dieser Koloss bewegt sich fast in Zeitlupe, hat dafür einen unverschämt langen Lebensbalken und teilt mit seiner Minigun ordentlich Schaden über nahezu alle Entfernungen aus. Im Test jetzt auf alle verfügbaren Charaktere einzugehen, wäre definitiv zu viel des Guten. Ausgeglichen sind die Charaktere eher durch die Tatsache, dass sich keiner wirklich mächtig anfühlt. In den Missionen bekommt ihr mit zwei Standard-Gegnern teilweise schon Probleme und als Nahkämpfer seid ihr bei fast allen Bosskämpfen zum zusehen verdammt. Jede Mission startet ihr zudem auf Level 1 und erhaltet bei einem Level-Up die Möglichkeit einen eurer Actionskills zu verbessern. Der Soldat Oscar Mike beispielsweise kann sich tarnen und Granaten aus seinem Unterlauf-Werfer verschießen. Steigt ihr im Level auf, habt ihr die Wahl eure Tarnung mit extra Perks zu verbessern, so das sich euer Schild bei Aktivierung der Tarnung generiert oder ihr schneller laufen könnt. Die Alternative sind kräftigere Explosionen der Granaten mit zusätzlichen Splittern oder Brandmunition.

Rette Solus

screenshot-battleborn-03Bei der Kampagne des Titels war Gearbox dieses Mal etwas sparsam. Fans von Borderlands sind Kampagnen von guten 13-15 Stunden gewöhnt und werden bei Battleborn etwas enttäuscht auf den Flatscreen schauen. Lediglich acht Story-Missionen stehen euch hier zur Auswahl, die man selbstverständlich mit jedem der 25 Battleborn spielen kann. Wiederspielwert bieten euch verschiedene Schwierigkeitsstufen, Highscore-Jagd und spezielle Herausforderungen. Mit dem Absolvieren der Missionen erhaltet ihr auch Erfahrungspunkte um eure Stufe zu erhöhen. Diese benötigt ihr dringend um die weiteren Helden freizuspielen. Viele der Recken erlauben euch deren Kontrolle nämlich erst ab einem relativ hohen Spieler-Level. Zum Glück hat jeder Charakter auch eine alternative Möglichkeit sich freispielen zu lassen. Um mit dem „Zwerg“ Boldur und seiner Axt in den Kampf gegen die Valersi zu ziehen, könnt ihr zum Beispiel auch einfach seine Story-Mission beenden. Auf diese Weise erhaltet ihr recht schnell drei weitere Charaktere zu eurem Arsenal dazu. Die anderen Alternativen sind meistens etwas zeitaufwendiger. Meistens müsst ihr eine bestimmte Anzahl an Multiplayer-Spielen mit einer Fraktion gewinnen oder absolvieren. Die Missionen in der Story bieten zumindest eine respektable Länge. In der Regel solltet ihr mindestens eine Stunde einplanen und euch auf den Kampf gegen mehrere Zwischen –und Endbosse einstellen, die einiges einstecken. Story-Missionen lassen sich solo oder mit bis zu drei weiteren Mitspielern angehen.

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Ungewöhnlich für die heutige Zeit ist zudem, dass euer Team über eine gewisse Anzahl (fünf, wobei weitere gefunden werden können) an Leben verfügt. Haut es einen der Spieler mal aus den Socken, so habt ihr gute 15 Sekunden Zeit ihm wieder auf die Beine zu helfen. Lassen eure Kameraden euch im Stich, verliert das Team ein Leben und ihr startet vom Letzten Checkpoint. Unterstützung erhaltet ihr von Stationen bei denen ihr gegen Bezahlung gegen kristallernde Splitter Angriffs, Heilungs -oder Schild-Drohnen kaufen könnt oder in Arenen Geschütztürme aufstellen könnt. Mit dem Splittern könnt ihr außerdem eure Ausrüstungsgegenstände aktivieren. Diese findet ihr als Loot bei Level-Bossen in den rollenspieltypischen Wertigkeitsstufen grau, grün, blau und lila. Jeder Held kann ein Set von drei Items mit sich führen, die entweder den Schaden oder das Schild erhöhen, euch schneller laufen lässt oder auch mehr Munition in eure Taschen packt.

Gebt euch Saures!

screenshot-battleborn-01Für viele Leute wird die Kampagne jedoch nur ein schmückendes Beiwerk sein und das Hauptaugenmerk wird auf dem Multiplayer-Part liegen. Hier soll das Spiel seine Stärken beim Teamplay und im Balancing ausspielen. Selten gab es ein Spiel, abseits von Fighting-Games, in denen die Auswahl an verschiedenen Helden derart hoch ist. Die eigentliche Stärke des Titels konnte jedoch im Test nicht gänzlich überzeugen. Unterteilt wird der Multiplayermode in drei Spieltypen: Incursion, Meltdown und Capture. Bei Incursion ist es eure Aufgabe die feindliche Basis, respektive 2 Boss-Bots zu zerstören. Dazu kauft ihr an Terminals wieder von gefundenen Splittern sogenannte Minions. Die sind bei Battleborn jedoch nicht gelb und stehen auf Bananen, sondern sind einfach nur kleine NPC-Roboter, die euch gegen das andere Team unter die Arme greifen. Meltdown ist ebenfalls ein Modus, in dem es von Minions wimmelt. Hier wollen sich die kleinen Recken jedoch an Altaren in die Luft sprengen, was euer Team und ihr natürlich verhindern wollt. Interessant ist die taktische Ausrichtung, ähnlich wie bei Capture the Flag-Modi. Zieht ihr mit den kleinen Blechbüchsen los um sie zu schützen, oder bleibt ihr bei eurem eigenen Altar um feindliche Minions am explosiven Suizid zu hindern? Bei Capture sind drei Punkte auf der Karte verteilt, die es zu Erobern gilt. Dazu stellt man sich in die kreisrunde Markierung und wartet bis der Balken sich gefüllt und die Basis dem eigenen Team gehört. Feindliche Basen werden auf die selbe Art zu erst “entobert” und anschießend eingenommen. Für Unverständnis sorgt während des Tests vor allem die Anzahl der Maps. Jeder Modus verfügt lediglich über zwei wählbare Karten, was eine gesamte Anzahl von nur sechs Karten macht. Das mag MOBA-versierten Spielern nicht allzu wenig vorkommen, da es bei Genre-Größen wie League of Legends oder Dota ebenfalls so ist. Battleborn ist jedoch mehr PvP-Shooter als MOBA, so dass die Entwickler meiner Meinung nach schon die ein oder andere Map mehr ins Spiel bringen hätten können. Das ist schon sehr mager für ein Multiplayer-Titel. Allgemein spielt sich der Titel zudem nicht “wuchtig” genug. Mit nur jeweils drei Skills,verfügen die Charaktere über zu wenig Aktionen um ein packendes Match zu starten. Verbrät man seine Spezial-Attacken zu Begin des Kampfes, bleiben einem lediglich die recht schwachen Standardangriffe übrig um euch gegen eure Kontrahenten zu wehren. Aber selbst die Skill-Angriffe reißen keine wirklichen Löcher in die gegnerische Verteidigung. “Damage Dealer” Oskar Mike beispielsweise verrichtet mit seiner Granate einfach kaum Schaden. Sein Sturmgewehr benötigt ebenso fast zwei volle Magazine um einen feindlichen Spieler auszuschalten. In großen Schlachten, werden somit Abschüsse zur Mangelware und Spieler laufen sich öfter hinterher und spielen mehr fangen, als das sie eine Partie Deathmatch austragen. Dass taktische Rückzüge gewisserweise zum Spielkonzept dazu gehören, ist mir an dieser Stelle bewusst. Ein wenig mehr direktere Action, würde das Spiel jedoch einfach besser abrunden.

Das Erbe von Borderlands

screenshot-battleborn-05Optisch sieht man dem Spiel die markante Handschrift von Gearbox sofort an. Wüsste man es nicht besser, würde man es sogar für einen Nachfolger des Abenteuers von Pandora halten. Battleborn setzt ebenfalls auf einen überzeichneten Comic-Look im Cell-Shade-Style und punktet mit farbenfrohem Design. Leider kann die Optik nicht mit dem Artdesign mithalten und Battleborn wirkt eher wie ein Spiel der alten Generation. Die Umgebungen sind eher lieblos und karg und werden von Texturen präsentiert, die netterweise höchstens als „unspektakulär“ bezeichnet werden könnten. Wem abwechslungsreiche und kreativ designte Charaktere wichtiger sind, als bloße Grafikpracht, der kann darüber hinwegsehen. Jedoch sollte man bei einem Test schon erwähnen, dass Battleborn kein klassisch schönes Spiel ist, eher das Gegenteil. Der Vorteil (Und wohl auch der Grund) an der einfachen Optik ist der Umstand, dass der Titel dafür sehr flüssig läuft und es daher nie zu rucklern oder anderen unschönen Fehlern kommt. Soundtechnisch bietet Battleborn einen brauchbaren Standard, sorgt aber eben auch nicht für Streicheleinheiten im Gehörgang.

Fazit

Leider muss man sagen, dass Gearbox Software der große Sprung mit Battleborn nicht so recht gelungen ist. Der Umfang im Single- wie Multiplayer ist recht mager und wiederholt sich dementsprechend schnell. Die Präsentation ist zudem eher altbacken und opfert ansprechende Grafik in einem nicht ganz nachvollziehbaren Verhältnis zur Perfomance. Dafür punktet Battleborn an der Anzahl der spielbaren Figuren. 25 teils so unterschiedliche Helden gab es vorher noch in kaum einem anderen Spiel dieser Art auf Konsole zu steuern. Dafür müsst ihr aber auch ordentlich Zeit einplanen. Die Freischaltung dauert bei Battleborn ungewöhnlich lange, weshalb ihr lange Zeit von den 25 Charakteren lediglich das Profilbild im Auswahlmenü zu Gesicht bekommen werdet. Für Co-Op-begeisterte Shooter-Fans, die ein bisschen MOBA kennenlernen wollen, kann sich eine Anschaffung lohnen, wenn auch ein oder zwei Freunde mit an Bord sind. Wer jedoch eine ausgiebige Singleplayer-Kampagne erwartet, der sollte von einem Kauf eher absehen. Schade, mit mehr Umfang und einem etwas wuchtigeren Gameplay hätte Battleborn eine spaßige Angelegenheit werden können. Hier wurde relativ viel Potential nicht genutzt.

Battleborn
Grafik/Präsentation
68
Story/Atmosphäre
71
Gameplay
70
Multiplayer
70
Spielspaß
71
Leserwertung1 Bewertung
98
70