Awesomenauts Assemble im Test – Ein Nerd wird zum Söldner

Moba –oder auch Heldenshooter sprießen seit diesem Jahr auch auf Konsolen wie Pilze aus dem Boden des Mushroom-Kingdom. Während Battleborn oder Overwatch recht große Schatten durch renommierte Big Player-Studios werfen findet man dieses recht neue Genre doch noch eher im Indie-Bereich. Der niederländische Entwickler Ronimo Games versucht nun in einem seltenen Vorhaben das Konzept von vornehmlich 3D in 2D zu hieven. Denn mit modernen Spiel-Konzeptionen in wohliger Retro-Optik lässt sich die Tage viel Geld verdienen. Und so werden Nerds zu Pixel-Kopfgeldjägern, die sich gegenseitig an den Bohrer wollen. Was jetzt irgendwie komisch klingen mag, ist eigentlich ganz harmlos. Mehr Infos dazu liefert euch der nun folgende Test.

Get Ready for the Awesomenauts

screenshot-awesomenauts-assemble-04Die Geschichte des Spiels versetzt uns einige hundert Jahre in die Zukunft. Die zwei führenden aber konkurrierenden Mineral-Giganten kämpfen erbittert im ganzen Universum um den wertvollen Rohstoff Sol. Um ihre Anlagen vor feindlichen Übernahmen zu schützen engagieren sie standesgemäß durchgeknallte Kopfgeldjäger – Die Awesomenauts. Eine bessere Story hätte auch kein Trash-Action-Drehbuch-Schreiber aus den Achtzigern hinbekommen. Selbstverständlich übernehmen wir eine der drei Rollen des jeweiligen Teams, wenn der Kampf um den Bohrkopf der Map-Einrichtung losgeht. Was erst einmal verrückt klingt, wird auch genauso verrückt präsentiert. Denn die Awesomenauts selber könnten unterschiedlicher kaum sein. Das Tutorial beispielsweise spielt ihr mit einem der wenigen menschlichen Charakteren des Spiels. Sheriff Lonestar ist ein knallharter Space-Cowboy-Verschnitt der Konflikte am liebsten mit seinem Laser-Revolver und ein paar Stangen Dynamit regelt. Generell unterscheiden sich die Figuren und deren Klassen in verschiedene Attributen, sowie Fertigkeiten und Skillbäume.

Eine gemischte Tüte, bitte

screenshot-awesomenauts-assemble-02So finden wir Nahkämpfer, Tanks oder Wide-Range-Damage-Dealer im Charakter-Roster. Lonestar ist der klassische Mid-Range Charakter. Sein Schießeisen hat eine recht eingeschränkte Reichweite sowie Schussfrequenz und mit seiner Wurfweite würde er bei Olympia keinen Blumentopf gewinnen. Zum Glück gibt es ja aber noch zahlreiche andere Protagonisten, die das Spielgeschehen etwas auflockern. Sccoop ist ein klassischer Nahkämpfer wie er im Buche steht – naja fast, denn er ist ein 2 Meter großer Wurm. In der Basis handelt es sich um eine Art Ritter mit einem beeindruckend-großen Zweihänder, den ihr zur Nutzung natürlich nah an einen Gegenspieler bringen müsst. Derpl Zork ist ein Defensiver Mech, der am liebsten mit seinem Geschütz aus dem Hintergrund andere Charaktere aufs Korn nimmt und äußerst lästig werden kann.

Lass die Finger von meinem Bohrer

screenshot-awesomenauts-assemble-03Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Ihr spielt im Team drei gegen drei und müsst mit eurer Truppe bis zum gegnerischen Bohrkern gelangen. Bewacht werden diese durch vier Geschütztürme, die euren Vorstoß stoppen. Jede Karte verfügt über drei Ebenen, was euch also drei Angriffs –und Verteidigungspunkte bietet. Neben den insgesamt also sechs Helden, laufen zusätzlich noch kleinere Minions über die Karte und dienen als Kanonenfutter für die Geschütze. Diese kleinen Blechbüchsen spawnen in regelmäßigen Abständen aus eurer Heimatbasis und laufen schnurstracks geradeaus. Erreichen sie das feindliche Geschütz, ist eure große Zeit gekommen. Jetzt könnt ihr euch nämlich nähern, ohne Bekanntschaft mit dessen Projektilen zu machen und vorzeitig das Zeitliche zu segnen. Die Türme verfügen über eine ganze Menge Lebenspunkte, so das ihr mehrere Angriffswellen erfolgreich durchführen müsst. Habt ihr einen Weg von den automatisierten Ballermännern freigeräumt, gelangt ihr bis zum Bohrer, den es ebenfalls noch zu zerstören gilt.

Klassentreffen

screenshot-awesomenauts-assemble-01Schnell merkt man, dass einige taktische Komponenten ausschlaggebend sind. So sind die kleinen NPC-Helfer und deren Überleben für euren Erfolg immens wichtig. Denn immer wieder werden die anderen Awesomenauts versuchen die kleinen Nervensägen loszuwerden, damit ihr keinen Schaden auf die Geschütztürme verteilen könnt. So geratet ihr ständig in Scharmützel, mit Bots und anderen Helden. Habt ihr einen gegnerischen Spieler  ausgeschaltet, dauert es ca. zehn Sekunden bis dieser wieder an seiner Heimatbasis wiederbelebt wird und erneut in den Kampf einsteigen kann. Einige fragen sich an dieser Stelle vielleicht schon, wie unterschiedlich sich denn nun die Helden insgesamt spielen. Ziemlich. Im Laufe des Gefechts erhaltet ihr eine Währung namens Sol. Mit dieser könnt ihr im Shop in eurer Basis auf große Einkaufstour gehen und eure Werte wie Schaden, Leben oder Geschwindigkeit verbessern. Doch nicht nur diese Grundwerte lassen sich aufstocken. Jeder Charakter verfügt über zwei individuelle Spezial-Fertigkeiten. Schwertkämpfer Scoop kann beispielsweise eine Selbstheilung inkl. Schadensboost durchführen oder Gegner mit einem Eishammer einfrieren. Space Marine Verschnitt Ted McPain wechselt im Kampf zwischen Schrotflinte und Sturmgewehr und kann einen Airstrike anfordern oder mit der Flinte in einen kurzen Berserker-Modus verfallen. Die Skills aller Helden lassen sich im Shop selbstredend auch aufrüsten und verursachen entweder mehr Schaden, haben eine verkürzte Cooldown-Zeit oder variieren ein wenig in der Nutzung (Zwei Airstrikes hintereinander, jedoch 33% weniger Schaden). Dadurch erhält Awesomenauts deutlich mehr Spieltiefe.

Retro Charme

screenshot-awesomenauts-assemble-07Technisch läuft das Spiel sehr sauber. Die Anforderungen an die Hardware halten sich aber natürlich auch in Grenzen. Einzig die sehr lange Spielersuche kann mitunter mal etwas störend sein. Hier ist jedoch nicht ganz klar, ob das an der limitierten Auswahl geeigneter Mitspieler liegt, oder an der Gemütlichkeit der Serverstruktur. Der Soundtrack ist passend in der Richtung von Achtziger Jahre Actionfilmen angesiedelt und sorgt neben der pixeligen Optik für angenehmes Retro-Flair. Auch das generelle Charakter-Design ist eher von Ironie und Sarkasmus geprägt. Alle Helden sind herrlich überzogen dargestellt und wirken teilweise mehr wie Parodien, denn erstgemeinte Bas-Ass-Söldner. Leider sind die jeweiligen Maps etwas generisch und unterscheiden sich zudem thematisch kaum voneinander. Die optische Abwechslung kommt hierbei also definitiv etwas zu kurz. Aber auch spielerisch mangelt es etwas an Einzigartigkeit, da die Karten sich nur sehr rudimentär voneinander unterscheiden. Nervig ist vor allem auch, dass ihr euren Helden während der laufenden Partie nicht noch einmal wechseln könnt. Grade zu Beginn des Spiels, wo man noch nicht alle Charaktere kennt, entstehen dadurch zähe Matches. Gefällt euch der gewählte Awesomenaut nicht, habt ihr einfach Pech gehabt oder müsst mit den Strafen leben, die das vorzeitige Verlassen eines Duells nach sich zieht.

Fazit

Awesomenauts: Assemble! ist ein prima Indie-Multiplayer für Zwischendurch, wobei eine Runde schon gute 20 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Alleine verliert sich der Spielspaß etwas, weil Absprachen hier ein echter Vorteil sind. Public-Spiele enden meistens in einem kleinen Chaos, wo jeder macht, was er will. Habt ihr noch mindestens zwei Freunde, die ebenfalls mal in die Haut eines Pixel-Söldners schlüpfen wollen, so könnt ihr die Wertung im Kopf noch etwas nach oben korrigieren. Ansonsten stört die geringe Abwechslung, die relative Länge der Runden und eben die Tatsache, den Charakter nicht während des Matches wechseln zu können. Auf der Habenseite sind dagegen eine hohe und unterschiedliche Auswahl an Spielfiguren und das recht komplexe und tiefgründige Gameplay. Vor der Investition der gut zehn Euro, solltet ihr dennoch vielleicht einen oder zwei Freunde für das Spiel anwerben. Dadurch erhöht sich der Spaß sicher merklich. Wer von 2D Oldschool Gameplay generell nicht genug bekommt, der kann aber auch ruhig einen Blick riskieren. Ich persönlich wünsche mir für einen Nachfolger übrigens eine Solo-Kampagne.

 

Awesomenauts: Assemble!
Grafik/Präsentation
74
Story/Atmosphäre
70
Gameplay
73
Spielspaß
68
Leserwertung2 Bewertungen
93
71