Assassins Creed Syndicate – Die Assassinen machen London unsicher

Ubisoft hat vor Kurzem den 9. Teil ihrer Geschichte runde um den Kampf zwischen Assassinen und Templern veröffentlicht. Im neuen Assassins Creed-Teil mit dem Beinamen Syndicate reisen wir nach London. Die industrielle Revolution hat die Stadt fest im Griff und Dampfmaschinen sind Alltag in der Industrie.AC-Syndicate8 Die Templer haben durch den Besitz der Londoner Infrastruktur die Stadt fest in der Hand. Mit den passenden „Werkzeugen“ halten die Templer ihre Macht auf den Straßen, diese bestehen zum größten Teil aus der vorherrschenden Gang namens The Bligthers. Als Jacob und Evie Frye werden wir von der Bruderschaft nach London geschickt, um die dort herrschende Situation zugunsten der Assassinen zu wenden. Beide verfolgen hierbei aber unterschiedliche Ziele. Während Evie den Lehren und Visionen ihres Vaters nacheifert und nach den Edensplittern sucht, ist Jacob ein waschechter Haudegen. Er gründet mit The Rooks seine eigene Gang, die einen offenen Kampf gegen The Blighters führt. Durch das Infiltrieren von feindlichen Gangquartieren, Entführen von Blighters-Gangstern, Befreien von Kinderarbeitern oder dem Töten von Mittelsmännern der Templer fällt London nach und nach in die Hände der Assassinen. Um ein Viertel komplett für sich einzunehmen, findet zum Schluss ein offener, „offizieller“ Kampf zwischen den rivalisierenden Gangs statt.

AC-Syndicate1Im Kampf gegen die Templer treffen wir auf die verschiedensten Sympathisanten und Verbündeten wie Karl Marx, Charles Dickens oder dem leicht verwirrten Alexander Graham Bell, der als Erfinder allerlei Spielzeuge für die Zwillinge bereithält. Jede Mission ist mit einem Sympathisanten verbunden, dessen Einfluss durch den erfolgreichen Abschluss steigt, zeitgleich sammeln wir dadurch auch Erfahrungspunkte und Geld. Überschreitet der Einfluss eines Verbündeten bestimmte Grenzen, hält dieser Geschenke für uns bereit. Diese können neue Waffen, Monturen oder auch besondere Herstellungsmaterialien sein. Bei der Ausrüstung gibt es im Vergleich zum Vorgänger einige Änderungen. Jeff Skalski, Senior Producer von AC Syndicate hat in seinem Interview nicht untertrieben. Wurde man in Unity noch mit der schieren Masse an verschiedenen Ausrüstungsgegenständen und Individualisierungsmöglichkeit zu Tode geschmissen, so wirkt der Kleiderschrank der Zwillinge ernüchternd leer. AC-Syndicate7Für den Nahkampf werden lediglich drei verschiedene Waffentypen zur Verfügung gestellt. Das Aussehen der Charaktere lässt sich maßgeblich durch Komplettmonturen verändern, welche nach und nach freigespielt werden. Durch den Assassinen-Handschuh und dem charakterspezifischen Gegenstand, der bei Jacob aus einem Gürtel und bei Evie aus einem Umhang besteht, lassen sich die Beiden dann noch ein wenig genauer nach unseren Vorstellungen definieren. Zwar bleiben immer noch die spezifischen Specs, wie bessere Verteidigung gegen Nahkampfschaden oder höhere Tragfähigkeit von Wurfmessern, auf den Gegenständen, diese wurden aber deutlich übersichtlicher und einsteigerfreundlicher gestaltet. Die Gegenstände können wir uns entweder wie vorhin angemerkt bei Sympathisanten ergattern oder in Kisten finden, wir können aber auch auf verrückten Erfinder machen und uns die Waffen mithilfe eines Bauplans selbst zusammenbasteln. Ausrüstungsgegenstände sind allerdings an Level gebunden, diese erreichen die Zwillinge durch ausgegebene Fähigkeitenpunkte. Haben wir uns Fähigkeitenpunkte verdient, können wir diese einmal für Jacob und einmal für Evie verteilen. So bleiben beide Charaktere zu jeder Zeit auf dem selben Entwicklungsstand, auch wenn wir mal nur mit einem Charakter spielen. Das ist auch wichtig, kristallisiert sich doch schnell ein Liebling heraus und dann wäre es schwierig, mit dem anderen, untrainierten Charakter die Pflichtmissionen zu erfüllen.

AC-Syndicate4Auch hat man sich etwas „Besonderes“ bei der Steuerung einfallen lassen. Die Parcours-Elemente wurden wenig verändert bis auf eine entscheidende Neuerung. Ein Gadget, welches es uns ermöglicht, das Böse aus der Luft zu bekämpfen und uns im Schutz der Dunkelheit zu bewegen. Ich bin die Nacht! Ich bin die Angst! Ich bin B… Halt, falscher Film! Ja dieses Gadget ist ein waschechter Enterhaken. Mit diesem können wir uns schnell auf die Dächer der Gebäude ziehen lassen und über Abgründe bewegen. So sehr mich dieses Feature an einen anderen Blockbuster erinnert, so sehr macht es Sinn, dieses einzubauen. Schließlich ist man ein Assassine und dieser muss sich schnell bewegen können, da gehören auch die Technikspielereien dazu, die nicht nur reichen Waisen vorenthalten sind. Endlich ist Schluss mit dem langwierigen Aussichtspunkte erklettern! Mit einem kurzen Anvisieren bis der Button aufleuchtet und einem kurzen Druck auf selbigen schießen wir in die Höhe. Die Steuerung ist beim Klettern hier und da immer noch etwas schwierig, darunter leidet aber die ganze Reihe ein wenig. Möchte man sich mal nicht von Dach zu Dach schwingen, so können wir uns auch eines der zu dieser Zeit häufig auftretenden Transportmittel schnappen und durch die Straßen preschen. Mit Kutschen können wir nicht nur unsere Gefangenen wegschaffen, sondern auch Gegner rammen und während der Fahrt auf eine gegnerische Kutsche überspringen, um diese zu kapern.

AC-Syndicate3Der Kampf gegen die Templer hat sich aber auch deutlich verändert, ist dieser doch deutlich im Tempo angezogen worden. Mit schnellen Schlägen, Kontern und Brechern arbeiten wir uns durch die Gegner. Zielt jemand mit einer Pistole auf uns, können wir per Knopfdruck ausweichen und der Schuss geht ins Leere. Haben wir die Lebensenergie aus unseren Gegnern geprügelt, können wir einen oder mehrere Gegner in einer Art Showfinisher erledigen. Hier hat man sich dafür entschieden, KEINE Quicktime-Events einzubauen und dafür bin ich überaus dankbar, wird dieses Feature doch aktuell im Überfluss in anderen Spielen eingesetzt. Sind die Kämpfe schon schnell gestaltet, kann man sich eine kurze Pause gönnen, wenn unser Charakter gerade einen Zweifach- oder Dreifach-Finisher vollführt. Diese sind zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, aber durchaus unterhaltsam. Jacob ist hier zweifellos der effektivere Kämpfer durch seine speziellen Fähigkeiten wie dem Erstschlag oder der Möglichkeit, Pistolenschüsse zu Kontern, die direkt tödlich sind. Evie geht da etwas subtiler vor und ist eher auf den lautlosen Kampf spezialisiert. Hier ist sie aber auch absolut nicht zimperlich. Mit einem gezielten Tiefschlag der beim Zuschauen schon wehtut, holt sie ihre Gegner zu Boden um ihr Leid dort zu beenden. Ouch!

Als ich das erste Mal von AC Syndicate gehört habe und festgestellt habe, dass es nicht nur einen Hauptprotagonisten gibt, sondern gleich zwei, habe ich instinktiv an einen Coop-Titel gedacht. Wie falsch ich damit lag, habe ich im Interview mit Jeff Skalski festgestellt. Der Titel hat weder Coop-Missionen wie bei Unity, noch irgendeine andere Multiplayer-Möglichkeit. Man hat den Fokus voll auf den Singleplayer gelegt, obwohl das Spiel durchaus ein Coop-Titel hätte werden können.

AC-Syndicate5Bei der musikalischen Unterlegung von AC Syndicate legt man vorallem Wert darauf, den lokalen Charme einzufangen. Viel schnelle Geigenmusik, die manchmal an eine Pub-Atmosphähre erinnert, aber auch mystischer Sound und ruhige Klänge werden eingesetzt, um die Stimmung zu verdeutlichen. Alles in allem ein guter Soundtrack. Bei der Synchronistation der Charaktere hat sich Ubisoft sichtlich mühe gegeben. Nicht nur der britische Flair, sondern auch der schwarze Humor kommen stilvoll rüber. Gerade Jacob’s teils vor Sarkasmus triefende Kommentare haben mir den ein oder anderen Lacher entlockt. Das Wichtigste bleibt aber stets erhalten. Man wahrt die Fassung und bleibt immer passiv-aggressiv, wenn einem mal etwas nicht schmeckt. Ganz nach dem Motto: Like a Sir!

Grafisch legt Assassins Creed Syndicate zu seinem Vorgänger noch einmal eine Schippe drauf. Das liegt vor allem daran, das man die selbe Engine wie bei AC Unity nutzt, diese aber nochmal aufgearbeitet hat. Nach dem Desaster mit AC Unity hat man sich bemüht, nicht erneut den selben Fehler zu machen: Texturen, Wettereffekte und das Gesamtbild Londons Ende des 19. Jahrhunderts wurden sehr schön in Szene gesetzt und bringen den Charme Londons zur Geltung. Auch positiv sind die kaum vorhanden Glitches. Aufploppende NPCs oder fehlende Gesichter in den Zwischensequenzen sind mir in dem Test nicht aufgefallen. Im Internet deuten einige Leute zwar auf Grafikfehler hin, jedoch scheint es sich hierbei um Einzelfälle zu handeln. Framedrops kommen gelegentlich vor, gehören aber auch eher zu Einzelfällen.

Fazit

Ubisoft zeigt eindrucksvoll, dass technische Schwierigkeiten wie bei AC Unity ein Einzelfall sein sollen und bringt einen tollen, neuen Ableger des Franchises auf den Markt. Jeder, der bisher vorsichtig war, darf nun beruhigt Zulangen und Genießen. Mit Assassins Creed Syndicate haben die Jungs und Mädels von Ubisoft sich wieder in den Sattel schwingen können und brauchen sich nicht verstecken. Ich freue mich jetzt schon darauf, das Spiel in Ruhe wirklich zu 100 % durchzuspielen! Mit einer Spieldauer von ca 15-20 Stunden für die Hauptstory und einem Gesamtumfang von ca. 80 Stunden ist der Titel sein Geld wert. Für Jeden, der das Franchise mag oder ein wenig britische Geschichte im etwas anderen Stil lernen möchte, ist der Titel eine absolute Kaufempfehlung.

Assassins Creed Syndicate
Grafik/Präsentation
85
Story/Atmosphäre
85
Gameplay
79
Spielspaß
87
Leserwertung0 Bewertungen
0
84