A Hole New World im Test – Ein Nerd steht Kopf

Die anhaltende Retro-Welle beschert Fans dieser Gattung von Spielen erfreulicherweise fast permanent Nachschub. Viele kleinere Indie-Studios beliefern mit viel Kreativität und Fleiß diese bestimmte Zielgruppe der Zockerschaft. Für Entwickler mit kleinem Budget, aber großen Ideen eignet sich dieser Markt perfekt um sich seine Sporen zu verdienen. So benötigt man nicht allzu viele Mitarbeiter und auch das Equipment muss nicht der eines Triple-A-Studios ähneln. Auch bei Mad Gear Games nahm man sich die gute 8-Bit-Ära zum Vorbild und erschuf einen Sidescroll-Plattformer namens „A Hole new World“. Als kampferprobter Tränke-Brauer machen wir uns auf, die Welt vor einer fiesen Monster-Invasion zu bewahren.

Die Gefahr lauert unter der Erde

Versee ist normalerweise ein ruhiges und schönes Plätzchen, an dem man sich die Sonne auf den Pixelbauch scheinen lassen kann und Stress etwas Unbekanntes scheint. Wie in eigentlich jedem Videospiel-Abenteuer wird diese Ruhe und Gelassenheit jedoch jäh durch eine Monster-Invasion gestört. So wusste niemand mehr, dass die Göttin Yakshini die Welt Versee einst in zwei Teile separiert hatte, die Ober– und Unterwelt. Lord Baduk, der Anführer der Monsterhorden der Unterwelt beschließt kurzerhand das Reich an der Oberfläche zu unterjochen. Klar, Urlaub im Strand-Häusschen macht bekanntermaßen viel mehr Spaß als in der Höhlen-Gruft. Und so liegt es an euch dieser invasiven Unverschämtheit Einhalt zu gebieten. Statt wie üblich zum Schwert oder zu anderen scharfen wie stumpfen Mordwerkzeugen, greift ihr als gewitzter Alchimist in eure Tränkekiste. Dass hier Parallelen zu einem beliebten blauen Roboter auftauchen, kann zudem nur Zufall sein.

Chefboss.de?

Zu Beginn eurer unbequemen Reise hat euer Held lediglich einen besonders wirkungsvollen Trank auf Lager. Diesen schleudert ihr euren Widersachern vor die Monster-Visage und arbeitet euch somit von links nach rechts durch die pixeligen 2D-Welten. Der Clou am Spiel ist, dass ihr sowohl die Ober, wie auch die Unterwelt erkunden könnt. Jeder Sturz in einen der Abgründe endet nämlich nicht mit eurem Ableben, sondern dreht den Bildschirm und lässt euch wie mit Magnet-Stiefeln auf der Decke der Unterwelt weiterlaufen. Nun sollte auch euer Gehirn eine Drehung vollziehen, denn die Steuerung ist auf dem Kopf selbstverständlich spiegelverkehrt. In den ersten Welten stellt diese Besonderheit euch noch nicht vor allzu große Probleme, später jedoch zieht der Schwierigkeitsgrad massiv an und ihr habt fiese Sprung –und Gegnerpassagen, die es kopfüber zu bewältigen gibt. Fair gesetzte Checkpoints halten den Frust zumindest dabei etwas in Grenzen. Habt ihr das Hauptlevel schließlich hinter euch gebracht, wartet am Ende der Stage wie in vielen anderen Spielen der Endboss. Hier bediente man sich recht kreativ bei einem gewissen Herrn Mega Man. Geht ihr als Sieger aus der Konfrontation hervor, erhaltet ihr für eure wertvolle Zeitinvestition zum Dank eine ähnliche „Waffe“ wie sie bereits der Boss nutzte.

Cocktail-Mixer im 8-Bit Style

Fortan nutzt ihr also immer weitere verschiedene Angriffe in Cocktail-Form und verschießt bald Blitze, Feuer –oder Eisbälle. Die keinesfalls überladene Steuerung ist bei A Hole New World wunderbar eingängig und sehr direkt. Sei es der Waffenwechsel oder das allgemeine Movement, welches ohne Rutscherei oder Trägheit im Anlauf daher kommt. Manchmal ist simpel eben mehr als ausreichend. Ähnlich hart wie es damals in den Leveln des blauen Bombers herging, wird es auch recht schnell in diesem Action Plattformer. Ihr haltet gut ein halbes Dutzend Treffer (Je nach Gegner) aus bevor ihr das zeitliche segnet und zum Checkpoint teleportiert werdet. Schon bald treibt euch das ständige Wechseln zwischen oben und unten, Schweißperlen auf die Stirn. Eure Gegner werden auch nicht unbedingt ungefährlicher und erschweren euer Vorankommen. Wollt ihr also Versee vor der Übernahme der Unterwelt beschützen, solltet ihr euch auf eine hinderliche Reise einstellen.

8-Bit – aber flüssig wie die Tränke

A Hole New World zeigt sich im überaus beliebten modernen 8-Bit-Gewand. Dahinter steckt also eine pixelige „NES-Grafik“, mit der Spielbarkeit aktueller Spiele (Shovel Knight lässt grüßen). Denn durch zahlreiche Effekte, Farben oder auch Gegneranzahl wäre eine originale 8-Bit-Maschine damals gnadenlos in die Knie gegangen. Das Design der Welten und die Farbgebung von Ober –und Unterwelt ist Mad Gear Games hervorragend gelungen und sorgt für eine düstere und geheimnisvolle Atmosphäre. Passend dazu springt und kämpft ihr euch zu dudeligen 8-Bit-Soundsamples durch die Level und fühlt euch wieder wie in den Achtzigern (Falls es euch dort schon gab). Wer audiovisuell eher auf glattgebügelte, handgezeichnete HD-Optik steht, muss also anpassungsfähig sein, da A Hole New World total auf sein Retro-Flair setzt.

Fazit

A Hole New World bietet euch aktuell trendige Retro-Kost mit der Besonderheit, der oberen und unteren Welt. Diese zwei Bereiche in den Welten, die es zu absolvieren gilt, setzen das Spiel von der sonstigen Masse ab. Wer vielleicht dieser Tage bereits etwas müde von den ganzen Pixel-Sidescrollern ist, dem könnte genau dieses Feature wieder neue Motivation in die zockenden Fingerchen treiben. Denn gerade zu Beginn wirkt der Titel zwar gut spielbar, jedoch etwas beliebig und austauschbar. Spätestens in der vierten Welt jedoch machen sich deutliche Unterschiede bemerkbar. Freunde gepflegter und harter 2D-Plattformer-Action sollten hier also genau auf ihre Kosten kommen. A Hole New World bietet saubere Technik, präzise Steuerung, vertraute Elemente der Vergangenheit und eben eine richtige Besonderheit. Wer jetzt noch darauf steht, wenn man durch Spiele nicht beim ersten Mal „durchrennt“, der kann auf Versee viel Spaß haben.

 

A Hole New World
Grafik/Präsentation
72
Story/Atmosphäre
70
Gameplay
75
Spielspaß
73
Leserwertung2 Bewertungen
100
73