Retro-Börse Köln 2016 – Die Nerds vor Ort

Am 16. Januar 2016 war es soweit – die bei Zockern und Sammlern beliebte Retro-Börse feierte ihr Debüt in der schönsten Stadt der Welt – genau, in Köln. Machte ich mich zuletzt noch auf den beschwerlichen Weg ins Ruhrgebiet nach Bochum, ging es dieses Mal recht unkompliziert nur nach Köln Kalk. Normalerweise eine Kletterhalle, wurde die AbenteuerHalleKalk von den Händlern in ein wahres Nerd-Paradies verwandelt, wo es an jedem Stand tolle Schätze zu entdecken gab.

Planung ist Alles

img-retroboerse-koeln-2016-10Nach einer Woche voller Vorfreude machte ich mich also morgens gegen halb 11 sehr entspannt auf den Weg zur Retro-Börse. Kurz vor 11 hatte ich mein Ziel erreicht, gesellte mich nach der Parkplatzsuche zu Sebastian in die Warteschlange und fühlte mich ein bisschen wie Mario, der eine Warpröhre benutzte. Die wartende Menge hatte zu diesem Zeitpunkt nämlich schon eine beachtliche Länge erreicht und ich konnte ziemlich effektiv abkürzen. Retro-Spiele liegen also scheinbar auch in Köln total im Trend. Die ersten Ausgaben des Tages markierten die sechs Euro Eintritt ins Retro-Wunderland. Danach folgte ein Entspannungsbad zwischen Gleichgesinnten und einer Menge „altem Plastikschrott“. Von vielen Reinfällen in Form von eher schlechten Flohmarkt-Besuchen gebeutelt, überschlugen sich meine Gedanken. Endlich kein schäbiger Flohmarkt, wo man sich über jedes gammelige Modul was man erspäht freuen muss. Hier ist jeder Stand eine kleine Offenbarung und es macht einfach Spaß auf die Jagd zu gehen.

Die Freuden eines Nerds

img-retroboerse-koeln-2016-03Mein Ziel heute ist auch wieder klar. Perlen aus der Kindheit, die man dummerweise verkauft hat, für teuer Geld wieder neu zu kaufen. Schon in Bochum merkte ich sehr schnell, dass man sich vom Traum vom Schnäppchen recht schnell verabschieden muss. Hier weiß natürlich jeder, was welches Modul, welche Konsole und welcher Controller allgemein wert ist. Und auch wenn all die tollen Schätze in Original Verpackung sündhaft teuer sind, so reicht es mir persönlich schon oft, diese Relikte aus der Kindheit einfach nur mal wieder zu sehen. Gleich am zweiten Stand sah ich eine Handvoll NES-Spiele in fast neuem Zustand. Es mag albern klingen, aber nach fast 30 Jahren wieder ein Mario Bros. 3 Karton ohne Macken in der Hand zu halten, ist ein seltsam-schönes Gefühl. Gleich darauf überkommt mich jedoch immer etwas Trauer, da man all diese wertvollen Schätze früher so unbedacht und ahnungslos verschleudert hat. Hinterher ist man halt wirklich leider immer schlauer.

Die Probleme an der Börse

img-retroboerse-koeln-2016-04Wirklich schwierig ist es, die ersten Käufe zu tätigen. Die Stände werden gleich zu Beginn von direkter Konkurrenz belagert und man findet nicht immer sofort einen Platz um sich alles genau anzusehen. Hat man es jedoch doch geschafft und findet ein interessantes Spiel, steht man vor dem nächsten Problem. „Kriege ich dasselbe Spiel noch irgendwo in der Halle günstiger?“ Nun gilt es abzuwägen, ob man lieber sofort zuschlagen sollte, oder doch besser erst einmal die volle Runde die bessere Wahl ist. Die perfekte Antwort darauf gibt es natürlich nicht. Einem Bekannten aus einem Forum ging an diesem Tag auf diese Weise Wario Land für den Virtual Boy durch die Lappen und auch mich traf es später ähnlich. Aladdin und Goof Troop lachten mich beide in OVP an. Noch während ich überlegt, fanden die Spiele einen anderen Besitzer. Auch das ist eben Retro-Börse.

Orientierungsprobleme

Ich entschied mich dennoch, erst einmal die Lage zu sondieren und merkte mir einfach die Stände, wo es Spiele gab, die ich kaufen wollte. Nachdem ich also mehr oder weniger alles gesehen hatte, startete das große taktieren. Es ist gar nicht so einfach sich bei so vielen Spielen an die einzelnen Stände zu erinnern, bei denen man tatsächlich etwas kaufen wollte – Eine Art Auswahl-Overkill macht sich breit. Hinzu kommt die Qual der Wahl, wieviel wert man darüber hinaus noch auf den Zustand der Ware legt. Eine hübsche OVP treibt den Preis gerne mal ziemlich in die Höhe, ist aber einfach auch sehr verlockend. Und so steht man verloren in dieser großen Halle und überlegt sich, wieviel Aufpreis einem die fast neue Goof Troop Verpackung gegenüber der etwas abgerockten Version wirklich wert ist.

Kaufen oder nicht kaufen – Das war hier die Frage

img-retroboerse-koeln-2016-04Diese Gedanken teilen wir offenbar alle. Koecki hadert seinen gesamten Besuch mit der Entscheidung, ob er nun Star Wars und Star Wars: The Empire Strikes Back für den Game Boy kaufen soll oder nicht. Sebastian hingegen kämpft mit der Entscheidung, ob er Starfox Adventure für Nintendo’s Spielewürfel, dem Game Cube braucht. Auch der „lustige Holländer“ ist wieder vor Ort. Auf seinen Tischen finden sich fast ausschließlich japanische Spiele. Und auch die witzige Grabbelbox aus Bochum ist wieder da. Zur Erinnerung, Matthias und ich hatten damals die doofe Idee uns jeweils zwei Spiele aus dieser Box zu kaufen. Ausgewählte wurde nach Cover, half aber alles nix, die Spiele waren Reinfälle. Am Ende des Tages haben wir natürlich alle etwas gekauft. Alien 3, Bubsy, Goof Troop und The Lost Vikings erweitern nun meine Spielesammlung. Bubsy und Goof Troop brachte mir zudem die Erkenntnis, dass es in Köln sogar einen eigenständigen Laden für alte Spiele gibt, den ich nicht kannte. Ein bisschen beschämt darüber, dass ich das nicht wusste und angelockt von der Aussicht, dass er dort noch viel mehr Auswahl habe, versprach ich dem Besitzer ihn mal in seinem Laden „Retrospiel“ zu besuchen. Videospiele, besonders alte, kann man nämlich nie genug haben.

Game Over

Nach ungefähr vier Stunden finde ich sogar noch ein deutsches Netzteil für meinen japanischen Game Cube, beende die Retro-Reise und mache mich zufrieden auf den Weg nach Hause. In der Tasche habe ich also vier neue (alte) Spiele und ein Netzteil, was es möglich macht wieder unkompliziert Game Cube zu spielen – Ohne Strom-Konverter. Auch diese Börse hatte also wieder ihre Höhen und ihre Tiefen. Auf der Habenseite stehen die vielen Erinnerungen, die man sich einfach mal wieder ansehen und bei Bedarf auch kaufen kann oder auch der nette Plausch mit anderen Nerds. Auf der Gegenseite stehen die teils etwas absurden Preise, die viele Spiele und Konsolen in weite Ferne rücken lässt. Zu gerne würde man quasi jedes Spiel kaufen, aber besonders die Super Nintendo-Spiele haben in den letzten fünf Jahren ganz gehörig an Wert gewonnen. Nicht wenige Spiele bekommt man erst ab 50 Euro aufwärts. Damit muss man entweder klar kommen oder doch weiter auf einen „großen“ Treffer bei Ebay oder Flohmärkten hoffen. Nächster Halt der Retrobörse ist in Möglingen im Schwabenland bei Stuttgart. Für mich geht es wohl im Mai weiter. Denn dann lädt Oberhausen zur großen Retro-Hatz. Und ich hoffe wieder auf den großen Fang…