Streaming – Die nächste Evolutionsstufe im Let’s Play

Vorab möchte ich meinem lieben Freund Dirk Goldbach für das Schreiben dieses Artikels danken, den ich euch hiermit in seinem Namen zur Verfügung stellen möchte. Im Übrigen könnt ihr Dirk aka FreeJack35 des Öfteren selbst auf Twitch verfolgen, wo er in unregelmäßigen Abständen seine spielerischen Eskapaden inklusive einer spannenden Moderation mit der weiten Welt teilt.

Im folgenden Artikel lest ihr den aktuellen Wandel von YouTube und co. aus der Sicht eines angehenden Livestreamers, dem allen voran die tonale sowie moralische Qualität der eigenen Übertragung an erster Stelle steht. An dieser Stelle verabschiede ich mich und wünsche euch viel Spaß beim Lesen: Sven over and out.


Für viele Menschen klingt es zu Beginn verwunderlich: “Ich soll einem anderen Menschen beim Computerspielen zuschauen?” Millionen tun das jedes Wochenende, unter der Woche, ja fast jeden Tag, indem sie zum Beispiel ein Fußballspiel schauen. Wo jetzt der genaue Unterschied sein soll, ob 22 Leute einem Ball hinterher laufen oder eine Person ein Spiel an der Konsole oder dem PC für Andere spielt, ist mir nicht so ganz klar. Ich bin selbst begeisterter Fußball-Fan und schaue sehr gerne Let’s Plays und sehe da keinen großen Unterschied in der Sache an sich.

Computerspiele werden immer salonfähiger, sie sind und werden immer mehr ein Teil unserer Kultur und das ist auch gut so. Der Gamer ist schon lange kein pickelgesichtiger Nerd mehr, der noch zur Schule geht. Der durchschnittliche Gamer ist über 30 und die Frauen sind gleichauf, was das Zocken betrifft. Das führt dazu, dass sich um das Thema Games eine echte Community gebildet hat, die neben immenser Kaufkraft auch über viel Erfahrung verfügt. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da gab es auf den öffentlich rechtlichen Sendern so staubtrockene und altbackene Sendungen, dass während der Übertragung eine neue Generation Prozessoren entwickelt wurde. Dagegen hielt MTV seit 2006 mit Game One, welches bis 2014 lief und die letzten 3 Jahre von keinem Geringeren als den Rocketbeans produziert wurde, wo das Ganze viel lockerer und humoristischer präsentiert wurde. Auch Giga TV schlug in die gleiche Kerbe, hat sich aber früher ins Netz orientiert – weg vom TV. Während Giga mit einer eigenen Internetseite arbeitet, sind die Rocketbeans sehr erfolgreich auf Youtube sowie auf Twitch durchgestartet.

Fast 10 Jahre sind jetzt seit den Anfängen dieser Sendungen vergangen und viele der heutigen Gamer haben diese rasanten Entwicklungen Live miterlebt und brechen ebenfalls aus den gesellschaftlichen Standards der regulären Sendeanstalten aus. Auch, wenn Deutschland, was den Internetausbau betrifft, noch eine ziemliche Wüste darstellt, ist Streaming in aller Munde. Neben Serien und Filmen sind die sogenannten Let’s Plays schon ein großer Teil des Establishments geworden. Man redet über das letzte Spiel, welches die großen YouTuber wie Gronkh oder Sarazar gespielt haben und was sie dabei wieder für skurrile, abenteuerliche und teils epische Momente erlebt haben.

In der Zeit, wo sich Let’s Plays wachsender Begeisterung erfreuen, hat schon wieder die nächste Evolutionsstufe gezündet – die Livestreams auf dem Onlinedienst Twitch. Dort kann ein Jeder, der über ein wenig Equipment verfügt, live spielen und jeder kann zusehen. Konsolen wie die PlayStation 4 oder Xbox One bieten dieses Feature von Haus aus. Während ein Let’s Play eher eine Serie über viele Folgen und Staffeln ist, kann man einen Livestream auf Twitch schon eher als einen Show-Event bezeichnen, der oft über mehrere Stunden, ja teils Tage geht. Wenn einem der Stream gefällt, kann man die Person auch direkt supporten. Zu Beginn folgt man dem Profil, somit wird man auch benachrichtigt, wenn eine Live-Sendung startet. Als Nächstes kann man ein Subscriber werden, das kostet aktuell 4,99 Dollar und hält einen Monat. Wenn man nun bekannter wird, kommen sogenannte Donations, als Spenden, ins Spiel. Über PayPal kann man dem Streamer somit einen Betrag nach Wahl spenden, um ihn direkt und ohne Umwege zu unterstützen, sei es für neues Equipment oder einfach als Lohn für seine Arbeit. Das ist eigentlich ziemlich ehrlich, denn nur, wenn man gute Qualität bietet, wird man auch belohnt. Natürlich tummeln sich auch dort, genau wie auf YouTube, Personen, die mehr durch Optik und körperliche Attribute überzeugen, als durch einen guten Stream oder Skills, aber das Publikum kann das eben selbst bestimmen und oftmals sind es auch kleine Kanäle, die sehr zu unterhalten wissen und dabei hervorragendes Gameplay zeigen.

Dorthin verschiebt sich der Fernsehkonsum mehr und mehr, weg von der klassischen TV-Sendung, weg von den Samstagabend-Shows und dem Einheitsbrei. YouTube hat die Tür geöffnet für Neues, verliert aber leider immer mehr seinen Reiz für den kleinen Let’s Player. Hier springt Twitch in die Bresche und bietet eine Plattform, die nicht nur mit einem PC bestreamt und empfangen, sondern auch mit der Xbox One sowie der PlayStation 4 extrem leicht zu handhaben ist und Jedermann zu seinem eigenen Programmdirektor macht.


An dieser Stelle danken wir Dirk Goldbach alias FreeJack35 erneut für seine Zeit und die Möglichkeit, uns ein wenig an der Faszination des Livestreamings teilhaben zu lassen. Im nächsten Beitrag zu diesem Thema wird er sich etwas mehr mit dem Bereich des Anfangsequipments sowie den allgemeinen Vorbereitungen für eine frustfreie Twitch-Session beschäftigen.