Serien-Check – Gears Of War

Am 7. Oktober erschien mit Gears of War 4 der bereits fünfte Teil der mittlerweile weltweit beliebten Third-Person-Ballerei. Unseren Test dazu findet ihr hier.Wir möchten daher gerne die Gelegenheit dazu nutzen die beliebte Serie etwas unter die Lupe zu nehmen. Immerhin hat der erste Teil bereits stolze zehn Jahre auf dem virtuellen Rücken und ebnete damals den Weg für ein nahezu neues Genre. Cliff Bleszinski und sein Team bei Epic Games zauberten 2006 einen wahren Hit auf die Xbox 360. Nicht nur technisch setzte Gears of War damals mit der Unreal Engine 3 Maßstäbe, auch spielerisch fuhr man wirklich dicke Geschütze auf. Eine anfänglich etwas klobig wirkende Steuerung offenbarte nach einiger Zeit ihr wirkliches Potential. Marcus Fenix und seine muskelbepackenden Kumpels verwandelten sich durch geschicktes Kombinieren von Rodeo Run, Ausweichrolle und Deckungsmechanik in wahre Sprinter und huschten über die Straßen von Sera. Wobei das Deckungssystem in dieser Form das erste Mal auch tatsächliche Freude bereitete. Denn es funktionierte einfach hervorragend. Hatte man sein bulliges Alter Ego einmal hinter einer Wand oder ähnlichem platziert, „klebte“ dieser dort fest und man konnte sich rein aufs Schießen konzentrieren. Per Schnellwechsel hatte man dazu noch die Möglichkeiten blitzschnell die Position zu ändern und damit dem ansteigendem Druck der Locust zu entgehen. Stoisch hinter einer Mauer zu verweilen brachte zumindest auf den höheren Stufen nämlich nichts mehr.

Gears of War

screenshot-seriencheck-gears-of-war-06Kleinigkeiten wie das Feature des „Aktiven Nachladens“ sorgten zudem erstmalig für Beschäftigung während der sonst langweiligen Nachlade-Animationen. Drückt ihr die Lade-Taste im richtigen Moment erneut, verursachte eure Waffe im Anschluss mehr Schaden. Verfehlt ihr jedoch das Timing, verklemmt sich der Entsicherungs-Mechanismus und ihr seid längere Zeit schutzlos. Zusätzlich integrierte man bereits damals bei Epic Games einen Online-Koop-Modus in dem jeweils ein Spieler in die großen Fußstapfen von Marcus oder seinem besten Kumpel Dominic Santiago schlüpfte. In Deutschland war der Titel zu seiner Zeit eher nicht allzu bekannt. Die USK verweigerte dem Spiel damals eine Altersfreigabe, was dazu führte das Microsoft auf  eine Veröffentlichung in Deutschland verzichtete. In Deutschland ging trotzdem alles seinen weiteren Weg und es folge die Indizierung im November 2006 (bestätigt wurde diese im Januar 2007) durch die BPjM. Da das Spiel also nicht offen im deutschen Einzelhandel zu finden war erreichte die Reihe hierzulande nie die Popularität wie in den USA oder England. Doch auch ohne deutschen Markt war die bullige Bro-Parade komerziell ein erfolgreicher Einstand. Innerhalb zwei Wochen vermeldete man stolz die Millionenmarke an verkauften Einheiten geknackt zu haben. Gute sechs Wochen später fiel bereits die drei Millionen Grenze. Der erste Teil sollte am Ende bei respektablen fünf Millionen Einheiten landen. Die hohen Verkäufe spiegeln sich auch im Wertungsdurchschnitt von imposanten 94% wieder.

Gears of War 2

Da dieser Teil der Serie in Deutschland noch immer indiziert ist, dürfen wir an dieser Stelle leider kein genaueres Statement abgeben. Mit Blick auf Metacritic und Konsorten kann man jedoch vermerken, dass der zweite Teil einen schlechteren Wertungsdurchschnitt als der Erstling aufwies, sich aber dafür besser verkaufte. Die Entwicklungszeit betrug dabei zwei Jahre und der Horde-Modus hatte seine Premiere im Multiplayer-Part des Spiels.

Gears of War 3

screenshot-seriencheck-gears-of-war-07Der dritte Teil war zugleich 2010 der Abschluss der Trilogie und erschien zum ersten Mal auch in Deutschland. Längst sind Marcus und sein Delta Squad der heimliche Anführer der menschlichen Millitär-Streitkräfte, welche zum finalen Schlag gegen die Locust ausholen. Ohne großartig spoilern zu wollen sei verraten, dass die Abenteuer der vier Freunde ein würdiges Ende fanden. Serien-Veteranen streiten bis heute, welcher Teil der Gears-Reihe jetzt eigentlich „der Beste“ sei. Oftmals liegt die Solo-Kampagne des zweiten Teils in solchen Rankings etwas vorne, während der Multiplayer-Part des dritten als Fan-Favorit gilt. Spielerisch änderte sich vor allem noch einmal das Balancing im Multiplayer, was primär das Movement betraf. Hechtete man beispielsweise über eine Mauer, hinter der sich ein Gegner verkroch, gab man diesem einen unsanften Tritt mit auf dem Weg und konnte ihn danach relativ bequem ausschalten. Dedizierte Server kamen ebenso erstmals zum Einsatz wie auch der Gebrauch der neuen Waffen Retro Lancer, Lupra, Brandgranate, One Shot und Digger Launcher. Obendrein feierte der Vier-Spieler-Koop-Modus sein Debüt und erlaubte es Freunden, die Kampagne zu viert durchzuspielen. Eine lustig-gemeinte PR-Aktion seitens Epic Games zum beliebten Running-Gag-Charakter Carmine war zudem ein sehr netter Fanservice. Traditionell gab der jeweilige Carmine-Bruder in den ersten zwei Teilen den Löffel ab. In Teil 3 überließ man sein Schicksal dann einem Fan-Vote, was dazu führte, dass Clayton Carmine, anders als seine zwei jüngeren Brüder Benjamin und Anthony, den Locust-Krieg am Ende schließlich überraschend überlebte. Mit fast 3 Millionen Einheiten am ersten Wochenende und einer Gesamtmenge von über 6 Millionen Spielen, war Gears of War 3 wirtschaftlich wieder ein Erfolg. Aber auch qualitativ gab es erneut keinen Grund zur Beschwerde, wie ein Metawert von 91 belegt.

Gears of War: Judgement

screenshot-seriencheck-gears-of-war-08Oft wird der letzte Teil der Gears-Reihe ein wenig als schwarzes Schaf der Gears-Familie bezeichnet. Hauptcharakter in Judgement ist nicht mehr Marcus Fenix, sondern der aus den ersten 3 Teilen bekannte Nebencharakter Damon Baird. Der zynische Zeitgenosse mit dem Faible für allerhand technische Gadgets übernimmt 15 Jahre vor dem ersten Teil die Führung des Kilo-Squad. Erzählerisch bietet das Spiel einige interessante Ansätze. Zu Beginn steht ihr als Baird nämlich wegen Befehlsverweigerung vor dem Kriegsgericht und sollt die Gründe für eure Verstöße darlegen. Diese Erzählungen bilden dann die jeweiligen Kapitel, die ihr rückwirkend nachspielt. Zeitlich rückt ihr pro Kapitel immer näher an den Moment der Verhandlung, die kurz vor dem Ende natürlich erreicht wird und ab diesem Augenblick bis zum Finale weitergeführt wird. Als neuen Charakter fügte man den aus den Comics bekannten Garron Paduk in die Serie ein. In der Zeit der Pendulum-Kriege diente Paduk noch bei der UIR war somit eigentlich ein Feind der KOR. Durch den Ausbruch der Locust-Invasion vergaßen die Menschen jedoch schnell ihre internen Probleme, weshalb sich Paduk, nachdem sein Team ausgelöscht wurde, der KOR anschloss. Negativ in Erscheinung trat Gears of War Judgement vor Allem wegen der Vereinfachung des Multiplayers. So gab es weder aktives Nachladen noch Down Shots (Außer im Execution-Modus) und fast freie Wahl der Start-Bewaffnung. Gears of War Judgement blieb verkaufstechnisch zum ersten Mal in der Seriengeschichte weit hinter seinen Erwartungen zurück. Lediglich 1,6 Millionen Einheiten, wanderten über die Ladentheke und der Meta-Durchschnitt fiel auf 79 ab.

Gears of War Ultimate Edition

screenshot-seriencheck-gears-of-war-09Um den Fans die Wartezeit auf den vierten Teil etwas erträglicher zu gestalten, brachte man im August 2015 eine überarbeitete Version des ersten Teils auf die Xbox One. Die Gelegenheit nutzten wir bei Gamingnerd natürlich auch für einen deutschen Test. Der Serien-Einstieg erstrahlte in 1080p und überzeugte mit flüssigen 60 Bilder pro Sekunde. Dazu packte Microsoft alle bis dahin erhältlichen DLC-Pakete und ein kleines Kapitel der Solokampagne das es bisher nur auf dem PC gab auf die Scheibe. Allerdings erschien der Titel 2015 nicht in Deutschland, da zu dieser Zeit Marcus und der Delta Squad noch immer auf dem Index standen. Eine vereinfachte Listenstreichung nach einer überstandenen Frist von zehn Jahren machte es jedoch diesen September möglich, dass Gears of War erstmals auch in Deutschland offiziell vertrieben werden kann. Der Markt nahm das Remaster-Paket gut auf und so verkaufte sich die ultimative Version gute drei Millionen Mal. Ein durchaus respektables Ergebnis, auch wenn viele Xbox Spieler sich sicher eine ähnlich fette Sammlung wie die Halo Master Chief Collection gewünscht hätten. Dort gab es alle erschienen Hauptteile, 1080p bei 60 Bildern pro Sekunde und Halo 2 Anniversary auch mit komplett neuer Grafikengine.

Gears Of War 4

screenshot-seriencheck-gears-of-war-03Serienheld Marcus Fenix ist sichtlich ergraut und wird in den Action-Sequenzen von seinem Sohn J.D. abgelöst. Dieser übernimmt im vierten Teil die Rolle des neuen Hauptcharakter und hat uns bereits im Test überzeugt. Der Übergang zwischen der alten Generation und den neuen jungen Wilden ist The Coalition geglückt. Unterm Strich ist es etwas schade, dass die Limitierung der Hardware das eigentliche Grafikbrett Gears of War etwas ausbremst. Spielerisch gibt es aber dafür zum Glück keinen Grund zur Beschwerde. Wirtschaftlich wird Gears of War 4 die Reihe aller Voraussicht nach dennoch trotzdem auf eine harte Probe stellen. Die Hardwarebasis der Xbox One ist aktuell noch um einiges schmaler, als die der Xbox 360 damals. Halo 5: Guardians hat mit 4 Millionen verkauften Versionen aber auch gezeigt, das gute Ergebnisse, auch bei einer kleineren Hardwarebasis, durchaus möglich sind. Zudem ist der Titel mit Sicherheit der wichtigste und größte auf der Xbox One für das kommende Weihnachtsgeschäft. Vor allem in den USA wird das Spiel noch die ein oder andere Konsole mehr an den Mann bringen können. Ob der Hype in Deutschland auch spürbar etwas an der Marktsituation ändern wird scheint aber eher unwahrscheinlich. Wir drücken Microsoft und The Coalition jedenfalls die Daumen und freuen uns schon darauf zu erfahren wie die Story nach dem unglaublichen Cliffhanger weiter erzählt wird.