Kompatibilitätsvergleich: Xbox One vs. PlayStation 4

Microsoft hat auf der E3 das “Killerfeature” der Abwärtskompatibilität vorgestellt und damit Sony in den Schatten gestellt…jedenfalls sagen das Microsoft– und Sony-Fans sowie auch teilweise die Presse.


Aber hat die Playstation bzw. Sony wirklich keine Abwärtskompatibilität?

Eigentlich schon, nur verfolgt man hier einen anderen Ansatz – Playstation Now. Sony sieht hier selber keine Abwärtskompatibilität, sondern ein eigenständiges Feature und einen eigenständigen Service, da man mit dem Dienst nicht nur auf der PlayStation 4 vertreten ist, und auch keinen bestehenden Lizenzen genutzt werden können.

Can PS Now be seen as a backwards compatibility feature on PS4?
No. PS Now is a stand-alone service offering the ability to seamlessly stream PS3 games on a variety of enabled devices.

Quelle: https://www.playstation.com/en-us/explore/psnow/faq/?cid=psnow-logo-centered-threecolum-us-05jun14


Die Xbox-One-Abwärtskompatibilität:

xboxMicrosoft nimmt sich das Spiel – Packt einen Emulator um das Spiel und stellt es in den Xbox One Store zum Download. Wenn man es digital gekauft hat, dann ist die Lizenz im Account und man kann das Spiel direkt aus dem Store downloaden.

Wenn man die CD hat, dann legt man die CD ein, die Konsole sieht: Ah da ist die Lizenz und man kann das Spiel auch kostenlos herunterladen. Hierbei darf man aber nicht die CD raus nehmen und man muss auch die CD im Anschluss zum spielen drin behalten, da die Xbox auch währenddessen die Lizenz von der CD liest.

Für beide Varianten (wenn man die Heimkonsole eingerichtet hat) wird man nur einmalig zum downloaden eine Internetverbindung brauchen, anschließend wird man die Spiele auch Offline spielen können.

Weiterer wichtiger Punkt ist auch das Microsoft diesen Dienst – Also das Andocken des Emulators an das Spiel – kostenlos (für die Spieler) macht und man als Endkunde keine weiteren Kosten hat.


Die Sony-Alternative: Playstation Now

Sony verfolgt einen anderen Plan, um auf der PlayStation 4 Spiele von der original PlayStation, PS2-, PS3- und PSP zu ermöglichen. Man setzt auf die Power der Cloud. Hierbei bietet Sony einen Online-Service an, bei dem man auf eine Spiele-Bibliothek zurück gegriffen wird und bei der die Spiele auf externen Servern laufen, auf denen die Konsolen emuliert wird.

psnVorteil ist hier, dass Sony nicht auf die Hardware der Konsole sondern auf große Rechenzentren setzt, um entsprechende Hardware zu emulieren.

Nachteil ist, dass man im Gegensatz zu Microsoft nicht nur einmalige Kosten hat – Microsoft muss das Spiel nur einmal anpacken und dann liegt es auf einem “billigen” Internetstorage zum Download.

Sony dagegen muss entsprechende Cloud-Server parat halten, damit bei Bedarf genügend Leute zocken können. Das bedeutet für den Kunden, dass er dafür regelmäßig zahlen muss. Bei Microsoft muss ich nur einmal ein das Spiel kaufen.

Weiterer Unterschied ist, dass Microsoft auf die bestehenden Lizenzen aufbaut – Also es darf jeder maximal das zocken, was er auch besitzt. Hierbei hat aber der Rechteinhaber (der Publisher oder Entwickler) auch ein Wort mitzureden und muss Microsoft erst erlauben den Emulator um das Spiel zu stricken, damit das Spiel für die Xbox One angeboten werden darf.

Sony hat seine Cloud-Lösung so realisiert, dass man nicht nur auf die PlayStation 4 streamen kann, sondern auch auf die PS3, auf die PS Vita, PS TV und sogar auf Sony Fernseher und andere Smart TVs, die einen Internetanschluss und die entsprechende App im Angebot haben. Da nur das Bild übertragen wird und man eine Möglichkeit braucht, um einen PlayStation-Controller anzuschließen, ist dies auch für PlayStation-Fremde Geräte möglich.

Dadurch ergibt sich das “Problem”, dass nicht jeder eine Möglichkeit haben wird, um auf CD-Lizenzen zurück greifen zu können, und gerade für Leute die gar keine Konsole besitzen wollen, möchte man irgendwie entgegen kommen und denen nicht Lebenslang eine Lizenz andrehen. Deswegen hat man sich bei Sony für 2 Modelle entschieden: ein Flatrate-Modell und ein Miet-Modell.

Im Miet-Modell hat man Zugriff auf über 350 Spiele. Eine Liste zu den Spielen findet Ihr hier: List of Rental-Games. Hier kostet ein Spiel aktuell zwischen 1$ für 4 Stunden, bis hin zu 30$ für 90 Tage.

Die Preise variieren sehr und ich hab leider auch keine komplette Liste auf Sonys Webseite finden können. Daher musste ich auf die Liste von IGN zurückgreifen (Vielen Dank an dieser Stelle an IGN).

Beim Flatrate-Modell dagegen hat man Zugriff auf über 120 Spiele und kann diese (solang das Abo gilt) soviel und solange Spielen wie man möchte. List of Subscription-Games – Dieses Modell kostet im Monat 19,99$ und für 3 Monate 44,99$

Weiterer Kritikpunkt ist, dass man für das Gamestreaming permanent Online sein muss. Hierbei dürften vor allem Lags ein Todesargument sein, da die Berechnungen nicht an der eigenen Konsole stattfinden, sondern in der Cloud. Somit muss erstmal das Bild an den Fernseher geschickt werden, dann kommt die eigene Eingabe über den Controller – dieses Signal muss zum Server geschickt werden, der Server verarbeitet das Signal und schickt dann entsprechendes Bild wieder zurück.

Leider ist Playstation Now aktuell nur in Amerika verfügbar.


Lizenzen

Großes Problem bei beiden Diensten ist, dass man auf den Publisher / Hersteller ein wenig von Seiten des Plattforminhabers (Sony / Microsoft) angewiesen ist, da Sony nicht einfach die Spiele in die Cloud packen und Microsoft an die Spiele nicht einfach einen Emulator basteln darf. Somit müssen beide mit den Publishern und Entwicklern verhandeln.

Microsofts Argument wird halt sein: “Die Spieler haben das Spiel ja schon gekauft.” Sony wird damit Argumentieren, dass man ein Stück vom Kuchen abgibt und entweder tracked (also aufzeichnet) wer was wann gespielt hat, oder eine Pauschale an die Rechteinhaber zahlen wird – Ähnlich wie Netflix, Spotify und Co..


Zusammenfassung

Sony

Microsoft

Pro

  • Spieleflatrate
  • Viele Titel (Playstation, PS2, PS3 und PSP-Titel)
  • Plattform unabhängig – Selbst auf ausgewählten Fernsehern oder Tablets wäre der Dienst möglich
  • Überall direkt los spielen – Kein großer Installationsaufwand
  • Man kann Spiele die man besitzt nutzen
  • Man kann Datenträgerversionen nutzen
  • Kein Onlinezwang, nach dem download
  • Nicht vom Internet abhängig

Kontra

  • Recht hohe Kosten
  • Perma-Online-Zwang
  • Sehr vom Internet abhängig
  • Noch recht wenige Titel
  • Noch unbekannt was mit den original Xbox Spielen ist (also der ersten Xbox)

Fazit

Ich finde beide Lösungen interessant. Microsofts Lösung finde ich in dem Zug besser das ich hier auch die Spiele Offline spielen kann und vor allem auf meine physikalischen Spiele zurückgreifen kann.

Bei Sony finde ich grade das Flatrate-Modell interessant und würde auch 200€ oder mehr im Jahr dafür zahlen, wenn alle Spiele (meinetwegen auch nur die, die min. 1 Jahr alt sind) kostenlos, in einer ähnlichen Vault wie bei EA Access wären.

Nachteil bei Sony ist ganz klar, dass man permanent Online sein muss und von der Internetverbindung abhängig ist, sowie die Preise für die Rentalspiele, die sich nur für Leute lohnen (in meinen Augen), die ein Spiel am Stück durch spielen wollen und ganz klar, dass ich nicht auf Lizenzen zurückgreifen kann, die ich schon besitze entweder in digitaler Form oder als Datenträger.

Aber ich würde behaupten, dass auch Sony eine Abwärtskompatibilität besitzt, auch wenn die selber sagen, dass Sie den Service als eigenständigen Service sehen und nicht als Abwärtskompatibilität.


Disclaimer

Aufgrund der Tatsache, dass ich keine PlayStation 4 besitze und Playstation Now aktuell nur in Amerika verfügbar ist, beruhen meine Informationen auf Quellen im Internet.


Quellen

https://www.playstation.com/en-us/explore/psnow/
https://www.playstation.com/en-us/explore/psnow/subscriptions
https://www.playstation.com/en-us/explore/psnow/Rentals
https://www.playstation.com/en-us/explore/psnow/faq/?cid=psnow-logo-centered-threecolum-us-05jun14
https://www.playstation.com/en-us/explore/psnow/devices/
http://www.ign.com/wikis/playstation-4/List_of_PlayStation_Now_Games
http://www.xbox.com/en-US/xbox-one/backward-compatibility


Dieser Beitrag ist zuerst auf www.90prozenttrash.de erschienen.