Halo World Championship 2016 EMEA-Finale – Die Nerds vor Ort

Vergangenen Samstag, am 6. Februar haben es doch tatsächlich zwei GamingNerds zur Halo Championship 2016 in Köln geschafft! Okay, mitspielen durften Koecki und ich natürlich nicht, aber wir verbrachten eine durchaus interessante Zeit in den ESL Studios in Köln. Denn dort wurden die EMEA-Qualifikanten (Europe, Middle East, Africa) für das große Finale in den USA in einem zweitägigen Turnier vor Ort ermittelt. An den Start gingen Teams aus Deutschland, Frankreich, England und Südafrika, die sich in Online-Turnieren qualifiziert hatten. Wer es am Ende geschafft hat und was wir so zwischen den Matches erlebt haben, lest ihr unten.

photo-halo-world-championship-koeln-13Bei der ESL Play handelt es sich, mit knapp 6,2 Millionen Mitglieder, um die weltweit größte Plattform im eSport-Bereich. In Köln steht die Europa-Zentrale und beherbergt entsprechend professionell ausgestattete Studios zur Übertragung solcher Events ins World Wide Web. Microsoft und die ESL luden am Wochenende die 12 qualifizierten Teams aus Europa und Südafrika zum Kampf um die Finaltickets in die Domstadt ein. Das ist ein schöner Schritt für den Standort in Deutschland, da hier der eSport im Vergleich zu England und auch Frankreich noch eher in den Kinderschuhen steckt. Die vier besten Teams ergatterten jeweils eine Fahrkarte für das Finale in die Stadt der Engel – Los Angeles. Neben gleich drei Teams von der Insel (Excel, Epsilon und Infused), konnte sich auch das junge deutsche Quartett von FAB für das Final Turnier qualifizieren. Da haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, den Jungs gleich nach ihrem Erfolg ein paar Fragen zu stellen.

Zugegeben ich selber spiele zwar regelmäßig mit Freunden Halo 5 in der Arena, mit der eSports-Szene kenne ich mich jedoch nur sehr bedingt aus. Das ein oder andere Finalspiel hat man als interessierter Zocker mal angesehen um sich ein paar Tricks der Großen abzugucken. Aber eine wirkliche Kenntnis besitzen weder Koecki noch ich. Und so treffen wir uns gegen 12 Uhr am Karnevals-Samstag an den ESL-Studios und sind beide gespannt was der Tag uns so bringen wird. Ziemlich professionell ist unser erster Eindruck und so läuft im Inneren alles sehr geplant und geregelt ab. Das Hauptstudio, in dem die Spiele stattfinden, macht einen klasse Eindruck. Kamerateams aus Frankreich, Deutschland und photo-halo-world-championship-koeln-18England wuseln herum und bringen bereits ihr Equipment in Stellung. Die Übertragung wird von Vorberichten angestachelt und die Moderatoren sprechen über Favoriten und die aktuelle Form der Teams. Die Aufmachung unterscheidet sich dabei kaum noch von der einer professionellen Sportübertragung wie man sie zum Beispiel vom Fußball kennt. Dass die Spieler auch direkt nach den Matches Interviews geben, rundet diesen Eindruck nur ab. Man merkt, dass diese Ernsthaftigkeit vor allem von den englischen Kollegen angetrieben wird. Auf der Insel ist die Verbreitung und die Akzeptanz des eSport bereits ein paar Jahre weiter als hier in Deutschland. Doch durch steigende Preisgelder und einer Generation, ,die mit dem Online-Gaming aufgewachsen ist, steigt das Interesse um das professionelle virtuelle Kräftemessen auch in Deutschland rasant an. Neben der ESL Arena gibt es noch das Studio Eins in dem auch Matches ausgetragen werden.  Neben weiterer Zuschauerränge mit zahlreichen Bildschirmen, auf denen die laufenden Begegnungen betrachtet werden können, ist auch eine kleine Bar im Raum zu finden.

photo-halo-world-championship-koeln-03Unterteilt wurden die 12 Teams in vier Gruppen, wovon die ersten zwei sich für das Viertelfinale qualifizierten. Gespielt wurde in der Gruppenphase nach dem Prinzip des „Best of Three“. Wer also zuerst zwei Siege einfahren kann, hat das Match gewonnen. Dabei wurden jeweils eine Runde Slayer, Capture the Flag und Festungen gespielt. Bei den Spielen geht es ziemlich laut her, die Spieler brüllen sich in einer Lautstärke hektisch Kommandos ins Headset, dass sie Letztere eigentlich kaum bräuchten. Ergänzt werden taktische Richtlinien vom jeweiligen Team-Coach, der mit entsprechender Übersicht dem Team brauchbare Tipps und Anweisungen mitteilt. Man merkt recht schnell. Der individuelle Skill spielt bei einem professionellen Halo-Match eher die zweite Geige. Perfektes Teamplay ist der Schlüssel zum Sieg. Und das sitzt selbstverständlich entsprechend gut. Angesagte Gegner werden präzise ausgeschaltet, gut bewachte Stellen auf der Map werden gezielt umgangen und gerät ein Spieler in Unterzahl und ist dadurch unterlegen, eilen Mitspieler blitzschnell zur Hilfe. Halo 5: Guardians ist ein Arena-Shooter, bei dem die sogenannte Map-Control ein sehr wichtiger Aspekt darstellt. Power-Weapons und Items wollen gesichert und markante Punkte der Karten gehalten werden, um weiterhin von deren Vorteilen profitieren zu können. Schnell hat man die vorher unbekannten Namen der Teams verinnerlicht und fiebert den anstehenden Spielen entgegen. Besonderes Augenmerk lag bei uns natürlich auf den beiden deutschen Teams. Penta Sports bildete neben den bereits etablierten und am Anfang erwähnten Jungs von FAB Gaming das zweite deutsche Team. Penta Sports konnte sich überraschend online für das Turnier qualifizieren und waren so etwas wie die Wundertüte im Teilnehmerfeld. Die Besetzung spielt erst seit Dezember aktiv zusammen und war daher eine Art Underdog. Im Turnierverlauf mussten sie sich in ihrer Gruppe dann aber geschlagen geben.

photo-halo-world-championship-koeln-07Zwischen den Spielen läuft alles sehr familiär ab. Später im Interview mit FAB Games wurde bestätigt, was wir schon während des Tages vermuteten. Die größeren und favorisierten Teams kennen sich gut untereinander. Mindestens aus dem Internet, meistens aber auch schon von anderen Turnieren. Und so sieht man die Spieler in ihren auffälligen Trainingsanzügen oft beim lockeren Plausch zusammensitzen, oder wie sie die Spiele der Konkurrenz zusammen ansehen. Im ersten Stock sorgte zudem ein nettes Buffet für die Nährstoffversorgung der Profis sowie der Zuschauer. Eine schöne Atmosphäre irgendwie in diesem noch jungen Business. Ungewohnt professionel dagegen wirkt die Aufmachung der Show-Übertragung zwischen den Spielen. Gleich vier englischsprachige Moderatoren besprechen die Matches und analysieren die Schlüsselmomente, welche ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage waren. Und so war aus deutscher Sicht die letzte Begegnung des ersten Tages besonders interessant. FAB ging als Favorit gegen das französische Team von Pulse an den Start und machte es ziemlich spannend. Zum Schluss setzte sich die deutsche Truppe jedoch knapp mit 3:2 und zog damit das Ticket für die Finalrunde in den Staaten. Sieger des Turniers wurden die Engländer von Team Infused, die sich gegen ihre Landsmänner von exceL eSports im Finale klar mit 4:0 durchsetzten. Positiv dabei war vor allem die Stimmung im Studio, da man tatsächlich sehr intensiv mit dem deutschen Team photo-halo-world-championship-koeln-15mitgefiebert und sich am Ende auch mit ihnen gefreut hat. Damit drücken wir auch an dieser Stelle nochmal alle Daumen für das Turnier in Los Angeles.

Und so erlebten wir eine schöne und spannende Zeit in den Studios der ESL in Köln. Koecki und ich waren begeistert und überrascht von der Stimmung und der generellen Aufmachung des Events. Wir sind uns daher auch sicher, dass der professionelle eSport seine Akzeptanz in Deutschland weiter ausbauen wird. Als Halo-Fan hat mir das Turnier natürlich besonders gut gefallen, da ich das Spiel sehr gut kenne und den Spielverlauf intensiv verfolgen konnte. Insgesamt lernt man als älteres Semester doch tatsächlich durch das Pro-Gaming noch neue Aspekte in seinem Hobby kennen. Die Zukunft des FAB-Teams in Halo 5: Guardians werde ich jedenfalls weiter beobachten und freue mich schon auf die Ergebnisse aus Los Angeles. Generell ist mein Interesse am eSport nach diesem Tag ziemlich gestiegen und ich werde definitiv auch wieder öfter abends Halo zocken und mir sogar vielleicht feste Mitspieler suchen um das Ganze etwas ernsthafter anzugehen. Wir behalten die Events aus den Kölner ESL-Studios auf jeden Fall im Auge und planen weitere Besuche. Der elektronische Sport ist ein interessantes und ein wachsendes Thema und wir sind sicher, dass wir in Zukunft bei entsprechender Gelegenheit öfter darüber berichten werden.